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Journalistin

 

Heft 3/2001 September - November 2001

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

Wo habe ich Kredit?
Banken und Sparkassen helfen, Pläne zu verwirklich
  

Wer beim Betreten einer Bank mit Namen begrüßt wird, hat nicht viel Geld, sondern einen großen Kredit.“ Ein Spruch, der überall kursiert, denn überall leben Menschen „auf Pump“. Sie möchten Pläne umsetzen, Träume verwirklichen. Dabei ist die Schmerzgrenze ganz unterschiedlich. Während die einen den Banker um Kredit bitten, weil sie ein Einfamilienhaus kaufen oder eine Firma aufbauen möchten, gehen die anderen ihr Geldinstitut auch für wesentlich flüchtigere Güter um Geld an: Manches tolle Auto gehört nicht dem Fahrer, sondern seiner Sparkasse. Und auch die Zahl der Urlauber nimmt zu, die vom Rheinisch-Bergischen Kreis in die weite Welt fahren, ohne einen Pfennig bezahlt zu haben. Jedenfalls noch nicht, denn jeder Kredit muss auf Heller und Pfennig zurückgezahlt werden.

Von Ute Glaser 

Mit Krediten verdienen die Banken und Sparkassen Geld, denn das verliehene Geld lassen sie sich mit Zinsen bezahlen. Der Kreditnehmer ist daher interessant und wird zum Teil mit Handzetteln und Anzeigen umworben. Im Rheinisch-Bergischen Kreis wetteifern rund 20 Geldinstitute um die Gunst der Bürger. Davon bieten 18 Banken und Sparkassen alle drei großen Kreditbereiche mit geschulten Kundenberatern an, zum Teil mit Filialen an verschiedenen Orten. Der Konsumentenkredit, der für private Ausgaben wie Autokauf, Urlaubsreise oder Erwerb einer Hifi-Anlage gedacht ist. Der Betriebsmittelkredit, der ein Kontokorrentkredit ist und für gewerbliche Kosten wie Personal, Rohstoffe oder Maschinen eingeräumt wird – bis zu einer vereinbarten Höchstgrenze. Im Prinzip ist er ein sehr üppiger Dispositionskredit.Und der Baukredit für private und gewerbliche Bauwünsche.
   
Worauf sollte der Kreditnehmer achten? „Der Kunde kann nur auf die Konditionen achten: Wie hoch ist der Effektivzins? Fallen Bearbeitungsgebühren an?“ erklärt Paul Miebach, der als gelernter Bankkaufmann seit 1999 bei der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) als Projektleiter Gewerbeimmobilien fungiert. 

   RBW-Mitarbeiter Paul Miebach

Wichtig ist es aber auch, einen persönlichen Kundenbetreuer zu haben, der sich mit den finanziellen Verhältnissen vertraut macht und zu riskante Aktionen verhindert. Ein Grund, weshalb die Hausbank oft der beste Tipp als Kreditgeber ist. Zumindest sollte der erste Weg immer zu ihr führen und günstigere Konkurrenzangebote immer noch einmal mit ihr diskutiert werden. Auch ein Blick auf die Öffnungszeiten der Geldquelle kann nicht schaden, um ein möglichst stressfreies Miteinander zu garantieren.Was der Kredit-Interessent zu Bank oder Sparkasse mitbringen sollte? Das ist nicht viel: Beim Konsumentenkredit genügt es, die Gehaltsabrechnungen der letzten drei Monate mitzubringen. Allerdings sollte weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld dabei sein. Beim Betriebsmittelkredit sind die Firmen-Bilanzen der letzten drei Jahre vorzulegen, zudem der Handelsregister-Auszug, der Eintrag in die Handwerkerrolle oder ähnliches. Beim Baukredit müssen die Unterlagen zum Kauf-Objekt, beim Neubau die Baupläne vorgelegt werden. Zudem beim gewerblichen Käufer die Bilanzen der drei letzten Jahre, beim Privatmann die drei letzten Gehaltsabrechnungen und der jüngste Einkommensteuerbescheid.
  
Im Gespräch mit dem Kundenberater entpuppt sich dann, was vielleicht noch nötig ist: womöglich eine Risikolebensversicherung beim Konsumentenkredit oder ein Gutachten übers Objekt beim Baukredit. Die Bank macht sich darüber hinaus noch schlau: Sie holt bei der Schufa eine Auskunft ein, um etwaige andere Verpflichtungen des Kunden zu checken. Sie prüft die Kontoführung und das Umfeld, wägt die Entwicklung der Bilanzen und der Branche ab. Strenge Regeln fürs Bewilligen eines Kredits gebe es nicht, versichern verschiedene Banker. Während der eine Firmenchef eine halbe Million blanko bekommt, weil seine Branche boomt, unternimmt der andere womöglich bei gleichen Bilanzverhältnissen vergebliche Klimmzüge, weil sein Produkt nicht mehr so gefragt ist.
   
Die Banken rücken ihr Geld nicht nur auf Treu und Glauben und gute Zahlen heraus, sondern bisweilen auch nur bei handfesten Sicherheiten. Beim Baukredit ist das einfach: Da wird grundsätzlich auf dem Objekt eine Grundschuld im Grundbuch eingetragen. Ein notarieller und öffentlicher Akt, der für die Eigentumswohnung genauso gilt, wie für die industrielle Fertigungshalle. Beim Konsumentenkredit findet meistens eine Sicherungsübereignung des angeschafften Guts statt, beim Betriebsmittelkredit sind es häufig ausschließlich die guten Bilanzzahlen. Das heißt zum Beispiel, dass der Kfz-Brief des auf Kredit gekauften Autos bei der Sparkasse liegt. „Und wenn eine Firma von der Bilanz her nicht so toll ist, aber trotzdem erweitern will, so ist es in 80 Prozent der Fälle so, dass die Firmeninhaber mit ihrem Privatvermögen als Sicherheit haften“, sagt Miebach. Weshalb Firmenchefs einen Teil ihres Vermögens gerne auf ihre Ehefrau überschreiben. Ein Trick, der gut geht, so lange die Ehe hält.
   
Kredite nur mit Augenmaß. Denn wer sich heute mit dem Abnicken seiner Bank bis zur Halskrause verschuldet, steht morgen vielleicht schon vor dem Ruin, weil es Umsatzeinbußen gibt, die Putzstelle der Frau wegfällt oder eine Krankheit finanziell belastet. Immer mehr Menschen geraten in die Schuldenfalle, und das durch Handy-Rechnungen, Dispositionskredite, Auto-Verträge und Kreditkarten immer öfter, immer früher und immer schneller, hat Gerhard Still von der Schuldnerberatung Rhein-Berg in Bergisch Gladbach festgestellt. „Viele haben nicht gelernt, mit Geld umzugehen.“ Spitzenreiter bei den Auslösern für eine Überschuldung war im Jahr 2000 das Scheitern einer selbstständigen Tätigkeit (28 Prozent der 472 Gladbacher Beratungen), gefolgt von Trennung und Scheidung (27 Prozent), Arbeitslosigkeit (26 Prozent) und Krankheit oder Sucht (19 Prozent). Vor diesem Hintergrund stehen die Kundenberater der Geldinstitute bei der Bewilligung von Krediten in der Verantwortung.

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