UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

9. August 2005

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

TIT_Rheinberg.gif   

   

Träumen im Birnbaum

Von Ute Glaser

Rhein-Berg
- Maria Schätzmüller-Lukas liegt auf einem Sofa. Im Birnbaum. Es ist so blau wie der Himmel über ihr und ihm sozusagen ein Stückchen entgegengewachsen. Denn es befindet sich in einem Baumhaus, das Berthold Welter hoch oben im Geäst gebaut hat. Der Bildhauer, der in Leichlingen-Dierath lebt, ist Initiator des ungewöhnlichen Kunstprojekts „Bäume Birne“, einer Open-Air-Ausstellung jenseits galeriemäßiger Gewohnheiten.

Auf der Streuobstwiese des Pohligshofs, eines Bauernhofs, hat er eine Mini-Allee aus zwölf Birnbäumen in den Blick gerückt. Je ein Künstler aus der Region konnte „seinen“ Baum gestalten. Die Kürtener Glaskünstlerin Maria Schätzmüller-Lukas war von dem Projekt sofort fasziniert und bugsierte unter dem Motto „Wer hat die Birnen vom Baum geholt?“ etliche gläserne Leitern ins Blätterdach. Ihre Kunst hat ihren Standort ohnehin vielfach in der Natur. Dasselbe gilt für den Bergisch Gladbacher Georg Becker, dessen Holzplastiken oft wie lebende Stämme aus dem Boden wachsen und der im Birnbaum hölzerne Birnen aufhängte - ganztägig als Lampen strahlend.

Auch die übrigen neun Künstler schufen ideenreiche Baumkunst: Lydia Feucht, Barbara Buschfeld, Ute Küppersbusch / Roswitha Gilfert, Michael Tessmann / Dirk Scheunpflug, Lukas Köver, BrindlArt, Jan Boomers, Gesine Schneiberg und Mitorganisator Tom Brenger. Mal sitzt ein überdimensionales Nest am Stamm, mal hat sich Wohlstandsmüll in den Ästen verfangen. Es gibt den alttestamentlichen Paradiesbaum und einen, unter dessen ausladender Krone sich im Liegestuhl auf Knopfdruck zu Musik träumen lässt. Filzhütchen und eine farbenfrohe Vogelscheuche scheinen manche Früchte behüten zu wollen und buchstäblich „anziehend“ ist jener Birnbaum, der bestrickt und über Fäden mit der Nachbarschaft verbunden ist.

Die Open-Air-Ausstellung ist kein abgeschlossener Akt, sondern ein Prozess, der im April begann und bis Oktober dauert. Dabei ist die Baumkunst dem Wandel unterworfen - von Künstlern und Jahreszeiten.

Auch Aktionen sorgen für Bewegung im grünen Kunstraum: Mal probt eine Band, mal demonstriert Georg Becker, wie eine weitere Holzbirnenlampe entsteht. Picknicks gibt es an den Sonntagen 14. August und 18. September jeweils um 12 Uhr, Konzerte an den Samstagen 27. August (17 Uhr) und 10. September (18 Uhr).

„Bäume Birne“ zieht den Kunstfreund genauso wie Kindergarten, Bürgerverein und Seniorenkreis an. Bänke gibt's genügend und wer Glück hat, ergattert einen Platz auf dem Baumhaussofa. Daneben hat Berthold Welter, der auch Führungen anbietet ( 02175 / 7 26 56), ein Gästebuch deponiert.

„Bäume Birne“ läuft bis 3. Oktober am Pohligshof in Leichlingen-Dierath. Plakate weisen von Leichlingen-Zentrum den Weg.

Anfahrt und Termine: www.regioarte.de

^

 
Zurück zu: Archiv   Text-Archiv 2005   Aktuelles