UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Montag, 2. Februar 2009

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Appetit

Bei uns ist Weihnachten jetzt endgültig vorbei: Die Tanne ist entsorgt, die Krippe auf dem Dachboden verschwunden und die diversen Geschenke, die wochenlang unter dem vertrocknenden Baum an Verwandte und Freunde erinnerten, sind im Schrank verstaut, wenn nicht gar aufgegessen. Zeit also, endlich den „Fein-Würzer“ auszuprobieren, dachte ich beim Zubereiten einer Soße. Die Würzmischung, die ein örtliches Fleischer-Fachgeschäft zu den Festtagen überreicht hatte, war noch originalverpackt. Ich befreite den Streuer von der Papphülle, die mir „Frohe Weihnachten und guten Appetit“ wünschte, und vergewisserte mich durch einen Blick aufs Etikett, dass sich meine Soße durch diese Zutat tatsächlich geschmacklich verbessern würde. Sie würde, verhieß der Text, denn dieses Produkt sei „ideal zur Abrundung und Verfeinerung aller Soßen“. Es gebe Gerichten „den letzten Pfiff“. Wunderbar! Ich wollte gerade schon über den fragwürdigen Bestandteil „Geschmacksverstärker Mononatriumglutamat“ großzügig hinsehen und das Pulver in die Soße rühren, als mein Auge am Verfallsdatum des Geschenks hängen blieb: „28.10.04“. Der Appetit verging mir augenblicklich. Und der Hinweis, dass das Zeugs für den „letzten Pfiff“ sorgen würde, bekam für mich plötzlich eine ganz unschöne Dimension. Schließlich will ich Weihnachten 2009 auch noch erleben!
UTE GLASER

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