Dienstag, 16. Mai 2006
FernwehIst
das neu?“ Ich gucke an mir hinab, um die Frage redlich zu beantworten. Der
bunte Rock - nein, der ist nicht neu. Den habe ich in Anbetracht des Winters nur
ewig nicht angehabt. Wo ich den gefunden hätte, will mein entzücktes Gegenüber
wissen. Ich antworte gern, lebt doch damit die Erinnerung ans sauerländische
Schmallenberg wieder auf, wo ich das Teil vergangenes Jahr während eines
Kurztrips mit meiner Schwester und unseren Kindern fand. Im Falke-Werksverkauf,
ein echter Geheimtipp! „Ist das Oberteil auch daher?“ Falsch. Das
pinkfarbene T-Shirt ist ein Andenken an Leipzig. Da war ich ein langes
Wochenende mit meinem Mann. Eine tolle Stadt, viel besser als Bielefeld, wo wir
früher öfters beruflich waren und wo - ich zeige vielsagend auf meine spitzen
Streifenschuhe - ich einen tollen Laden entdeckte. Diese Schuhe hatten im
Raiffeisenmarkt meines Wohnorts Kürten mal einen wildfremden Senior animiert,
mich anzusprechen. Er tippte allerdings auf italienische statt Bielefelder
Provenienz. Italien! Der prüfende Blick zeigt mir, dass ich gerade nichts aus
diesem Urlaubs-Dorado am Leib trage. Dafür stammt die Jacke aus Emden, die
Unterwäsche aus den USA, das Ohrgeschmeide von Rügen, der Ring zwar aus
Bergisch Gladbach, doch sein Stein immerhin aus Sri Lanka - im Rucksack
mitgebracht. Was mir der Berufs- und Familienalltag an Bummel- und Shoppingzeit
vorenthält, hole ich in Ferienzeiten rigoros nach. Diesen Einkäufen haftet als
Plus ein wunderbarer Mitbringsel-Effekt an, der beim Ankleiden das Herz öffnet
und positives Urlaubsflair verbreitet. Diesen Sommer muss ich übrigens ohne größere
Reise auskommen. Macht aber nichts, denn sollte mich plötzlich das Fernweh
packen, setze ich mich einfach träumend vor den Kleiderschrank.
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