UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Mittwoch, 28. November 2007

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Friesepitter

Jetzt sind sie wieder da! Diese gut aussehenden Burschen, die mich aus Hochglanzprospekten anschauen. Verwegen, sinnlich, abenteuerlustig - je nachdem. Und in jedem Fall verfroren. Da ist der Typ, der unterm dicken Mantel einen grünen Wollpulli trägt, darunter ein kariertes Hemd und wiederum darunter einen Rollkragenpulli. Ein paar Seiten weiter staune ich über einen Kerl im Mantel, der darunter Sakko, Wollpullover plus irgendetwas Gestreiftes trägt (ob Schal oder Rolli lässt sich nicht erkennen). Ein anderer Herr fühlt sich offenbar in T-Shirt, Hemd, Kapuzenjacke und Fellkragen-Parka wohl. Ob sich darunter eine Schicht Unterwäsche befindet, bleibt offen. Dafür sind die Handschuhe gut sichtbar. Wo gibt es diese „Friesepitter“? Ich kenne nur Männer, die Frauen mit kalten Füßen, Händen, Beinen, Ohren belächeln. Sie gehen durch den Winter ohne Handschuhe, hassen Mützen, besitzen kaum mehr als leichtes Schuhwerk und verzichten bisweilen sogar auf Socken. Sie treffen sich in kurzen Hosen auf Fußballplätzen, lassen Jacken grundsätzlich offen und fahren auf dem Traktor selbst im November nur im Hemd. Insgeheim versuche ich in den Prospekten herauszufinden, ob an den dick eingemummelten Herren nicht irgendwo ein Hinweis zu entdecken ist: „Friesepitter zum Schnäppchenpreis“. Solange Vorrat reicht.
UTE GLASER

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