UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Donnerstag, 17. Dezember 2009

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Ordentliches Schlüsselkind

Das vorweihnachtliche Gewusel in den Geschäften erfordert Kondition. Die schöne Ordnung, von fürsorglichen Verkäuferinnenhänden in den Regalen geschaffen, ist schnell dahin, besonders im Bekleidungsbereich. In Umkleiden kann ich anhand liegengelassener, zerknüllter Ware manchmal sogar ahnen, wer sie vorher benutzte: Größe 36, sportlich-modisch, Liebhaberin gedeckter Töne und enger Jeans. „Benimmt die sich zuhause auch so?“ denke ich. Räumt Mama ihrer Madame Tochter alles hinterher? Oder schlimmer: Macht Mama ihr das womöglich vor nach dem Motto „Zuhause hui, anderswo pfui“? Da lobe ob ich mir mein Kürtener Lieblingslädchen. Obgleich vollgestopft bis unter die Decke, herrscht dort eine unerschütterliche Ordnung. Als ich mich gerade an jemanden vorsichtig vorbeischiebe, ohne mit dem Ellenbogen das Regal abzuräumen, tönt eine besorgte Frauenstimme: „Wo ist eigentlich mein Sohn?“ Die Chefin, stets die Ruhe selbst im wogenden Meer der Wünsche, bleibt ganz gelassen: „Dahinten irgendwo. Macht nichts, lassen Sie ihn ruhig.“ „Aber er hat meinen Schlüssel!“ merkt die Mutter alarmiert an. Schnell hat sie den zwei- bis dreijährigen Filius entdeckt. Aber ohne Schlüssel! Ihre Augen scannen in Sekundenschnelle das mit tausenden Kleinigkeiten überfüllte Räumchen. Doch dieser Sohn weiß, was Ordnung ist: Mamas Schlüsselbund baumelt unauffällig am Ständer zwischen anderen Schlüsselanhängern. Junge, aus dir kann was werden!
UTE GLASER

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