UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

Donnerstag, 16. Juli 2009

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

TIT_Rheinberg.gif  

Schneckenwein

Der Sommer hat uns in den letzten Wochen hin und wieder verwöhnt. Und was gibt es Schöneres, als am Ende eines herrlichen Tages auf dem Balkon, im Garten oder in einem netten Biergarten die Füße von sich zu strecken? Mein Göttergatte und ich relaxen besonders gern mit einem Gläschen Wein in der Hand. Er bevorzugt Weißwein und Rotwein, ich Portwein und Gänsewein. So saßen wir an einem der lauen Abende glücklich und ein bisschen spießig in unserer Hollywoodschaukel und genossen Wärme, Wein, Dunkelheit und Ruhe. Allein waren wir trotzdem nicht: Glühwürmchen leuchteten an der Terrasse und ab und zu huschte eine Fledermaus durch die Nacht. Mein Mann griff gerade ganz entspannt zu seinem Weinglas, das er gehfaul gleich neben der Hollywoodschaukel auf dem Boden abgestellt hatte, als ich ihm wie der Blitz in seinen Arm fiel, bevor er es an die Lippen setzen konnte. Im Halbdunkel hatte ich schemenhaft zwei weitere Besucher ausgemacht, offenbar auch Weißwein-Liebhaber, denn sie klebten bereits gierig am Glasrand: zwei Nacktschnecken. Dass sie Bier mögen, wusste ich. Dass sie auch einen Riesling Kabinett trocken akzeptieren, war mir dagegen neu. Nun ja, diese beiden Exemplare werden nie mehr etwas trinken. Und was den Rest Wein in der Flasche angeht: Der steht jetzt zum Verkochen am Herd, degradiert zum Schneckenwein.
UTE GLASER

^

 
Zurück zu: Archiv   Text-Archiv 2009   Aktuelles