UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

10. April 2003

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Trinkwasser ist künftig tabu

Der Golf-Club Kürten bewässert seine Flächen jetzt mit platzeigenem Wasser. Zwei frisch gebohrte Brunnen machen's möglich.

Kürten - Schon denkbar, dass auf der Bergerhöhe demnächst Wildgänse brüten. Denn auf dem Höhenrücken entstehen derzeit zwei Wassersysteme mit insgesamt fünf Teichen, die ab dem heutigen Donnerstag geflutet werden sollen. Eine Idee des Golf-Clubs, die nicht nur optische, sondern auch praktische Reize hat: Das Teichwasser ersetzt bei der Bewässerung künftig das Trinkwasser. Das senkt langfristig die Betriebskosten. Kurzfristig erwartet der Club zudem eine Steigerung der Platz-Attraktivität, da die Wasserflächen als Hindernisse in die Spielbahnen eingebaut wurden.

Voraussetzung für das Konzept war der Bau von Brunnen auf der Bergerhöhe. Die Bohrer stießen in etwa hundert Metern Tiefe auf zwei Wasseradern. Die eine speist zwei Teiche, die andere drei. Die Teiche jedes Systems sind untereinander über Bachläufe verbunden und Umlaufpumpen sorgen dafür, dass das Wasser stetig fließt.

Zur Gestaltung gehören kleine Felsen aus dem Lindlarer Steinbruch und Wasserfälle bis zwei Meter Höhe. Zudem wurden die mit Kautschukfolie ausgelegten Teiche aufwendig in drei Zonen angelegt, um für verschiedene Organismen Lebensräume zu schaffen. Zu jedem Teichsystem gehört ein Speicherteich, der rund 800 Kubikmeter Wasser fasst und es bei Bedarf in das unterirdische Bewässerungssystem des Golfplatzes einspeist.

Der Verzicht auf Trinkwasser zur Bewässerung „ist in meinen Augen ein Muss“, sagt Club-Geschäftsführer Walter Müller, der die Idee ausgebrütet hat. Gerade bei dem Kürtener Platz, dessen 115 Hektar komplett im Landschaftsschutzgebiet lägen und von diversen Naturschutzgebieten umgeben seien, sei die Eigenbewässerung unter ökologischen Gesichtspunkten „immer das, was fehlte“ gewesen.

Mit der Kürtener BGC Bau und Grund Concept GmbH fand der Club einen Partner, der eine wirtschaftliche Lösung austüftelte: Das Projekt schlägt mit vergleichsweise geringen 170 000 Euro zu Buche. „Und das Geniale ist, dass uns die ganze Anlage fast nichts kostet“, freut sich Müller. Denn sie bezahle sich in den nächsten zehn Jahren gewissermaßen von selbst: durch die Einsparung von jährlich 20 000 Euro Trinkwasser-Kosten. Diesen Betrag habe der Club dann ab dem elfen Jahr sogar als Plus in der Kasse.

Gewitzt an der Kürtener Lösung ist, dass die Wasserflächen - anders als auf dem Refrather und dem Leverkusener Golfplatz - in die Spielbahnen integriert sind. „Alle Teiche und Bäche sind voll im Spiel und machen das Golfspiel noch etwas prickelnder“, verheißt Müller. Darf der Spieler mit Gummistiefeln seinen Ball suchen? Müller winkt ab. Für die Teiche gelte „Betreten verboten“. Die sogenannten „Lake Balls“ möchte der Club - vermutlich durch Taucher - gerne selbst bergen. „Wir rechnen mit 15 000 Bällen“, schätzt Müller. Die werden dann natürlich verkauft und erzielen im günstigsten Fall mehr, als der Taucher kostet.

Die rund 3500 Quadratmeter Wasserfläche entstanden in rund drei Wochen Bauzeit. „Sehr gefreut“ hat sich Müller über die Kooperation von Unterer Landschaftsbehörde und Unterer Wasserbehörde. „Die haben sich sehr bemüht, uns aber nichts geschenkt.“ Etwa 40 Auflagen müsse der Club erfüllen. Dazu gehört beispielsweise die Bepflanzung der Gewässer, die am heutigen Donnerstag mit Binsen, Schilf und anderen standortgerechten Pflanzen vorgenommen wird.

Schwieriger war eine andere Auflage: Der Erdaushub der Teiche musste auf dem Golfplatz bleiben, wobei allerdings landschaftspflegerisch genutzte Flächen tabu waren. Da blieben eigentlich nur die Spielbahnen übrig. „Wir haben zwölf Hügel gebaut. Und die haben wir natürlich so platziert, dass wir da unseren Spaß dran haben.“ Am Wochenende wird der erste „Preis der Clubhaus-Gastronomie“ ausgespielt, mit dem sich die neuen Pächter Angela und Joachim Arnold vorstellen. Es ist das erste Turnier mit neuen Platzbedingungen - und dann wohl halb gefüllten Teichen. Bis sich Wildgänse & Co ansiedeln, wird's wohl noch etwas dauern.

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