UteGlaser                                                                                                                                                E-Mail                    
Journalistin

 

17. Oktober 2002

Koelner Stadt-Anzeiger online - www.ksta.de

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Mit Müll auf dem Holzweg

Alles Müll oder was? Der Müll muss weg, das ist klar. Und zwar ordnungsgemäß, das ist noch klarer. Aber wohin? Das ist nicht immer eine ganz durchsichtige Sache. Ehepaare können darüber glatt in Streit geraten, ob der Kekspappkarton nun in den gelben Sack muss, weil ein grüner Punkt darauf zu sehen ist, oder doch besser ins Altpapier, weil - nun ja, weil's eben Altpapier ist.

Auch ein Kürtener Ehepaar kennt diese Müll-Sortier-Malessen, und bisweilen scheitert die männliche Hälfte der Verbindung trotz Hochschulstudiums an den Tücken der Müllentsorgung. Das ist besonders prekär in dem netten bergischen Örtchen, weil alles, was in der grauen Tonne landet, nach Gewicht berechnet wird. Da überlegt sich der Bürger doppelt und dreifach, was er hineinwirft. Oder eben nicht. Letzteres bleibt dann bis zum nächsten Sperrmülltermin stehen - was aber auch Geld kostet.

Letztens hatte eine Aufräumaktion der Familie so viel Sperriges zum Wegwerfen zu Tage gefördert, dass das Familienoberhaupt beschloss, diese Menge könne erstens unmöglich mit dem Restmüll verwogen werden und zweitens auch nicht ein Vierteljahr bis zum nächsten Sperrmülltermin warten. Was tun? Um einen kompetenten Ansprechpartner zu finden, rief der Kürtener seine Gemeindeverwaltung an unter der Telefonnummer, die er auf dem Müllkalender fand. Der Mann am anderen Ende der Leitung erklärte, er sei zwar eigentlich nicht mehr für diesen Bereich zuständig, helfe aber gerne weiter.

Sperrmüll außerhalb des Abfuhrtermins? Da gebe es nur eins, meinte der Gemeindemitarbeiter: Der Kürtener müsse all das Zeug ins Auto laden und zur Deponie Leppe nach Lindlar fahren. Das sei die einzige Möglichkeit der Entsorgung. Der Kürtener erkundigte sich bei der Leppe-Verwaltung: Bis 100 Kilogramm kostet dort die Anlieferung pauschal 22 Euro.

Diese Kosten und der weite Weg schreckten den Mann. Aber er gab nicht sofort auf, sondern rief sicherheitshalber noch bei der Firma Neuenhaus in Bechen an, die üblicherweise den Kürtener Müll abfährt. Bei der „Transport- und Abfallbeseitigungs GmbH“ zeigte man sich von der Auskunft der Gemeinde überrascht. Bis zur Leppe fahren? Wieso? Sperrmüll könne doch jederzeit in Bechen bei Neuenhaus angeliefert werden. Das sparte dem Familienvater nicht nur Fahrtzeit und -kosten, sondern auch Gebühr: Bis 50 Kilogramm kostet die Anlieferung bei Neuenhaus nur 10 Euro, bis 100 Kilogramm nur 17 Euro.

Aber vielleicht fährt der Kürtener Gemeindemitarbeiter weiterhin lieber zur Leppe? Nur eins ist glasklar: Ans Telefon, da sollten ihn die Kollegen wirklich nicht wieder lassen.

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