Kürten - Viele Jugendliche sind im Raum, trotzdem ist es relativ still in der „Oase“, dem Dürscheider Internetcafé: Die einen sitzen in der Ecke und lernen Mathe, andere hocken vorm PC. Zum Beispiel Tanja Röhr: „Ich habe mir schon Sachen für Referate rausgesucht“, sagt die 18-jährige Schülerin. „Jetzt bin ich gerade beim Chatten.“

Laut wird es erst, als immer mehr Erwachsene ins Internetcafé strömen: Mitglieder des Laientheaters (N)Immernett, Geistliche der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden sowie Vertreter von Bekik, einem Verein, der die Begegnung von Jugend und Kirchen in Kürten fördert. Mit dabei: ein überdimensionaler Scheck über 6000 Euro. Diese Summe ist von der Theatergruppe an vier Abenden erspielt worden mit ihrem Erstlingsstück „Trouble mit Majo“.

Die Scheckübergabe hat Stil: In ihren Kostümen überreichen Hauptfigur „Penny“ und „ihr Penner“ die Spende an den Bekik-Vorsitzenden Wolfgang Liegel, seines Zeichens auch Ehemann von Regisseurin und Theatergründerin Brigitte Liegel.

Das Geld ist schon fest verplant, erzählt Liegel - für ein weiteres Internetcafé im Ortsteil Bornen. Bekik hat gemeinsam mit den beiden evangelischen und fünf katholischen Kirchengemeinden im Gemeindegebiet ein ehrgeiziges Projekt gestartet: In allen fünf Kirchdörfern werden nach und nach Internetcafés eingerichtet mit PC-Plätzen und Theke, an der es alkoholfreie Getränke, Süßigkeiten und Pizza gibt. Träger sind die Kirchengemeinden; Bekik bezahlt den Sozialpädagogen Arno Thurm, der seit November 2000 für diese dezentrale und offene Jugendarbeit zuständig ist.

Nach gleichem Strickmuster entstand Mitte März 2001 im katholischen Jugendheim Dürscheid das erste Internetcafé „Oase“.. Auch die 15-jährige Christina Lohmann sitzt an diesem Abend dort vorm Bildschirm, „wegen den Freunden, aber auch um ins Internet zu gehen - ich habe halt keins zu Hause.“

Die Eröffnung des zweiten Internetcafés steht kurz bevor: Im katholischen Jugendheim Kürten gehen vier PCs am Samstag, 6. Juli, ans Netz. Während in Dürscheid immer mittwochs von 18-22 Uhr gesurft werden kann, wird in Kürten montags von 18-22 Uhr der Zugang ins Web möglich sein. „Wir hängen mit den Öffnungszeiten der Internetcafés an der Präsenz von Arno Thurm“, erläutert Liegel. Denn schließlich muss beobachtet werden, was die Kids sich auf den Bildschirm holen, um jugendgefährdende Inhalte auszuschließen. Die Öffnungszeiten können allerdings ausgedehnt werden, wenn sich junge Leute über 18 Jahren bereit erklären, die Aufsicht zu übernehmen.

In Dürscheid ist am Abend der Scheckübergabe gerade Praktikant Florian Wölwer, selbst ein Dürscheider, da. Nach Dürscheid und Kürten wird das dritte Internetcafé nach den Sommerferien in Bornen für den Bereich Olpe eröffnet, das vierte im Herbst in Biesfeld. In Bechen sind bereits PCs im Jugendheim vorhanden.

Während das Einrichten eines „normalen“ Internetcafés rund 15 000 Euro kostet, rechnet Liegel in Bornen mit rund 25 000 Euro. Dort gibt es keinen vorhandenen Raum, der sich umrüsten ließe. So wird für 7000 Euro neben der Turnhalle ein sechs mal zwölf Meter großer Container aufgestellt. Glücklicherweise hätten die Gebrüder Brochhaus den Standplatz - zunächst für fünf Jahre - kostenlos zur Verfügung gestellt, sagt Liegel. Und die WCs der Turnhalle dürfen genutzt werden. „Sonst könnten wir das gar nicht.“ Die Gemeinde beschied die Bauvoranfrage bereits positiv, jetzt läuft der Bauantrag, Träger wird vermutlich die evangelische Kirchengemeinde Delling.

Als der Vorsitzende die „Oase“ verlässt, ist sein Verein um 6000 Euro reicher. „Und das hat auch noch Spaß gemacht - uns und den anderen“, stellt eine „Nonne“ aus dem Ensemble vergnügt fest. In diesen Tagen beginnt sie unter Brigitte Liegels Fittichen mit den Proben fürs nächste Stück. Der Titel wird noch nicht verraten, aber die Aufführungen stehen für den 14., 15. und 16. März 2003 schon fest. Vielleicht kommen dann auch Tanja Röhr und andere Surfer.

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