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Journalistin

 

Heft 1/2010 Januar - März 2010

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

   

Porträt: Daniel Düsentrieb fürs Dach - Rudi Hachenbergs Unternehmen für Dach und Fassade, Wermelskirchen   

Porträt: "Ich verwandle ein Tier in ein Lebensmittel" - Metzgerei Stefer, Kürten   

Porträt: Wohnen mit individueller Note - Wohnkultur Haeger, Kürten   

Gastrotipp: Ausgefallener Gaumenkitzel - Enis Akisik verzaubert im Restaurant Kult, Bergisch Gladbach  

  
   

Daniel Düsentrieb fürs Dach
Rudi Hachenbergs Unternehmen ist bekannt für intelligente Lösungen rund um Dach und Fassade

Das übliche Bild vom Dachdecker, der hoch oben Pfannen verlegt, passt auf Rudi Hachenberg nicht mehr. Er hat den klassischen Dachdecker-Betrieb seines Vaters weiter entwickelt. Einfamilienhäuser und Pfannen sind passé, stattdessen prägen Flachdächer den Alltag der Rudi Hachenberg GmbH & Co. KG in Wermelskirchen. Sie deckt sie mit Folie, Kies, grünen Pflanzenwelten, Photovoltaik- und Solaranlagen, Aluminium- oder Stahlblechen. Auch Metall-Fassaden werden konzipiert und montiert, manche Teile in der eigenen Kant- und Profilierungswerkstatt gefertigt. Industriegebäude, öffentliche Bauten und Objekte von Wohnungsbaugesellschaften sind das Terrain, auf dem Rudi Hachenberg agiert. Sein Plus: individuelle Speziallösungen. Solides Handwerk gepaart mit Tüftel-Anteilen von Daniel Düsentrieb. „Dafür sind wir am Markt bekannt.“

Schon der Vater hieß Rudi, schon er war Dachdeckermeister. Für Rudi Hachenberg (56) ein positives Erbe. „Für mich war sonnenklar: Ich wollte das Geschäft weiterführen. Ich wollte Dachdecker werden.“ Baustelle und Buchführung mochte er gleichermaßen. Er lernte beim Vater, der seinen Betrieb 1953 in Wermelskirchen in der klassischen Garage gegründet und dann sukzessive vergrößert hatte. 1974 machte der Junior mit 21 Jahren seinen Meister, als bis dato jüngster in Nordrhein-Westfalen, und stieg in die Firma voll ein. Die Dachdecker-Welt war damals noch ziemlich in Ordnung. „Früher waren die Verdienstmöglichkeiten im Handwerk einfach besser“, erinnert sich Rudi Hachenberg. Heute habe er keinen Einkaufsvorteil mehr gegenüber Privatleuten und Kleinfirmen, aber viel höhere Kosten – durch 20 Mitarbeiter sowie 4500 Quadratmeter Gewerbefläche mit Büro, Lagerhalle, Werkstatt und Fahrzeugen. „Eigentlich müsste man Rücklagen schaffen. Aber Speck ansetzen, das geht heute nicht.“ Kalkulationen sind am Limit, der Zwang zur Auslastung ist da.

            Das Unternehmen Hachenberg platziert sich trotzdem positiv am Markt, weil es sich rechtzeitig – Mitte der 90er-Jahre – spezialisiert hat. Weg von der Pfanne, hin zu innovativen Dächern und Fassaden gewerblicher und öffentlicher Bauten sowie Projekten von Wohnungsbaugesellschaften – bundesweit. 60 Prozent sind derzeit Sanierungsfälle, 40 Prozent Neubauten. Zertifizierungen zeigen, dass der Betrieb auch in Chemie- und Industriewerken sicher und zuverlässig arbeitet. Zudem wurde er 2009 beim neuen Präqualifizierungsverfahren gelistet, was ihm zusätzlich gut getan hat, da dieses Gütesiegel der Leistungsfähigkeit bei öffentlichen Ausschreibungen ein Plus ist, über das erst wenige Dachdecker verfügen.

            Das Firmenprofil ist wichtig. „Der eigentliche Erfolg, den wir haben, sind unsere Ideen“, sinniert der Chef. Sanierungen bei laufendem Betrieb in hoher Qualität und mit flexiblen, intelligenten Lösungen seien sein Markenzeichen. Zum Beispiel die Asbestsanierung eines Lebensmittelbetriebs ohne einen Tag Produktionsausfall. „So hatten wir unzählige Fälle. Wir entwickeln das Konzept in enger Abstimmung mit den Behörden.“ Viel Zeit investiert der findige Kopf in Planungsphasen. „Ich seh ein Problem und hab eigentlich direkt eine Lösung.“ Als 168 Balkontröge einer Reha-Klinik verkleidet werden mussten, entwickelte er kurzerhand eine Art Stecksystem, das vorproduziert und im Nu vor Ort montiert wurde.

            „Ich könnte jeden Monat etwas Neues entwickeln“, sagt der 56-Jährige. Um 1980 gründete er einen Kranverleih, bei dem er stiller Teilhaber ist, und 2005 einen Werkzeug- und Maschinenverleih. Aber manche Idee nahm der Markt nicht richtig an. Zum Beispiel die Softline-Metallprofile, die er in eigener Werkstatt produziert und deren rundes Design er ersann, weil er es zu Wellfassaden schöner findet als eckige Modelle. „Wir setzen sie hier und da ein, aber es läuft nicht so.“ Auch das von ihm entwickelte und patentierte „WaSeGa-System“ setzte sich nicht durch, das Dach-Wartung inklusive mehrjähriger Garantie für die Dichtigkeit vorsieht. Genauso erging es dem Warnsystem „Static Control“, das er bis zur Serienreife brachte, nachdem in Bad Reichenhall ein Sporthallendach eingestürzt war. Diese Erfindung kostet 2 bis 3 Euro pro Quadratmeter, überwacht das Dach und warnt bei Gefahr. „Das ist einbaufertig.“ Doch die Leute haben Bad Reichenhall vergessen. Das entmutigt den 56-Jährigen jedoch nicht, er hat bereits einen neuen Pfeil im Köcher: „Eine Weiterentwicklung im Fassadenbau in architektonisch ansprechender Ausführung.“ Bis zur Präsentation dauert’s etwa ein Jahr.

            Bei all dem bleiben öffentliche Auftraggeber und mittelständische Unternehmen die Zielgruppe des Wermelskircheners. Riesen-Objekte lehnt er ab, weil sie nur mit Subunternehmern, Knebelverträgen und „ganz billigen Arbeitskräften“ aus dem Ausland abzuwickeln seien. „Ich kann das nicht. Ich bin da zu sozial eingestellt.“ Wer bei ihm arbeitet – darunter Ehefrau Elisabeth und Tochter Christine im Büro –, wird geschätzt und kann „eigentlich bis zur Rente bleiben“. Der Chef selbst, der in Bauingenieur Steffen Küpper eine versierte rechte Hand hat, kümmert sich vor allem um Akquise und Angebote, ist aber auch auf Baustellen präsent. „Die Solidarität der Leute zum Unternehmen wächst dadurch.“ Das ist wohl das eigentliche Geheimnis des Firmenerfolgs.
Ute Glaser

Kontakt:
Rudi Hachenberg GmbH & Co. KG
Handelsstraße 7
42929 Wermelskirchen
Telefon: (0 21 96) 60 16
Fax: (0 21 96) 8 48 52 
E-Mail: hachenberg.kg@t-online.de  
www.rudi-hachenberg.de

   
    

„Ich verwandele ein Tier in Lebensmittel“
Metzgerei Stefer – ein Familienbetrieb, der sogar selbst schlachtet

„Gibt es hier etwas umsonst?“ fragt eine Kundin launig in den proppenvollen Verkaufsraum der Metzgerei Stefer. Lachen vermischt sich mit dem appetitanregenden Duft von Wurst und Schinken. Nein, umsonst gibt es hier nichts, dafür handwerkliche Qualität, die viele schätzen. Denn Fleischermeister Hans-Bernd Selbach, der die Metzgerei seines Schwiegervaters Hermann Stefer in Kürten übernommen hat, portioniert und verkauft nicht nur Fleisch und Wurstwaren aller Art, sondern er wurstet auch. Außerdem schlachtet er als Einziger in der Großgemeinde Kürten selbst – bald mit EU-Zulassung.

Der Duft ist verführerisch. Schinken, Salami, Aufschnitt, Steaks und Lammfilets, Salate, küchenfertige Rouladen und Grillfleisch liegen in der Theke. Der Großteil der 70 Wurstsorten stammt aus eigener Herstellung. Renner sind Fleischwurst, Kölner Leberwurst und Zwiebelmettwurst – alle mit Gold prämiert. Die Urkunden hängen gleich neben der heißen Theke, in der das Tagesgericht dampft: Schnitzel, Kartoffeln und Speckbohnen, zubereitet von Karin Selbach (37), genau wie die Eintöpfe, die sich tiefgefroren erwerben lassen. Die Fleischfachverkäuferin ist auch diejenige, unter deren Regie die Platten für den Partyservice entstehen, bei Wettbewerben mit Medaillen gekrönt.

            „Wir sind ein Familienbetrieb durch und durch“, sagt Hans-Bernd Selbach (38). Während er mit Mitarbeitern im Keller schlachtet, wurstet und portioniert, kümmert sich seine Frau im Erdgeschoss um den Thekenverkauf, schreibt im angrenzenden Raum Angebote und beaufsichtigt dort zwischendurch auch noch die Hausaufgaben der drei Kinder. Eine Tür weiter bereitet sie Gerichte, Soßen und Salate für den Verkauf zu. „Mama und Papa sind täglich mit hier“, erzählt sie dankbar von der Unterstützung ihrer Eltern Luise und Hermann Stefer, die den Grundstein für den guten Ruf der Metzgerei legten und im Haus wohnen. Ihre eigene Familie hat unlängst nebenan gebaut. So sind die Wege zwischen Arbeit und Wohnen kurz, denn die Metzgerei bestimmt den Lebensrhythmus. Um 5 Uhr heißt es Aufstehen für Ehepaar Selbach. Dann geht er in die Wurstküche, während sie die Ladentheke bestückt, um 6 Uhr mit den Kindern frühstückt und anschließend verkauft, kocht und Papierkram erledigt.

            Die Woche ist klar strukturiert: Montags ist Schlachttag. „Rinder und Kälber schlachten wir selber hier im Haus“, sagt der Chef. Die Tiere stammen aus Kürten und Wipperfürth. Schweine werden, weil es zu eng wurde, nicht mehr im Haus, sondern in Gelsenkirchen geschlachtet. Sie kommen von einem Bauern seines Vertrauens, der sie züchtet, mit eigenem Getreide füttert und nur zehn Minuten zum Schlachthof fährt, was positiv für Schweine und Fleisch ist, denn Stresshormone wirken sich negativ auf die Fleischqualität aus. Geflügel wird von deutschen Lieferanten via Schlachthof bezogen, Lamm von Landwirten aus der Region. Manchmal kommt auch Wild in den Verkauf, denn Hans-Bernd Selbach ist Jäger.

            Dienstags zerlegt der 38-Jährige das Schweinefleisch und bereitet es für die Wurstproduktion vor, die den kompletten Mittwoch beansprucht. Eine Maschine vermengt dann Fleisch und Gewürze, im großen Räucherofen reifen Mettwürste und Schinken. Donnerstags ist der Meister ganztägig im Verkaufswagen in Wipperfürth anzutreffen, freitagvormittags in Kürten-Bechen. Der Kundenkontakt beschert ihm neue Ideen, bisweilen bringen Leute ihm sogar aus dem Urlaub Kostproben mit. Auch samstagmorgens hilft Hans-Bernd Selbach deshalb gern im Laden, während er den Rest des Tages oder Wochenendes mit seiner Frau dem Partyservice widmet.

            Mund-zu-Mund-Propaganda lässt die Metzgerei Stefer florieren, obwohl sie versteckt „Im Winkel 8“ liegt. Der Standort hat Geschichte. Seit 1894, so die Akten, befindet sich an diesem Fleck eine Metzgerei. Womöglich länger, denn die Straße hieß einst Fleischhauergasse. Hans-Bernd Selbach, der ausbildet und sich bei der Fleischerinnung Bergisches Land in Vorstand und Prüfungsausschuss engagiert, investiert in die Zukunft des Standorts: Der Bau eines neuen Kühlhauses bringt die EU-Zulassung für Schlachtbetriebe und damit die Erlaubnis, über 2010 hinaus selbst schlachten zu dürfen – als einzige Fleischerei in Kürten.

            „Fleischer war immer mein Traumjob“, sagt der 38-Jährige, der in Kürten auf dem Bauernhof aufwuchs und seither die Zunahme von Verordnungen und Dokumentationszwang beobachtet. „Mein Opa hat schon immer Hausschlachtung gemacht. Mit zehn Jahren habe ich Karnickel selbst geschlachtet.“ Eine Selbstverständlichkeit. Was ihn an seinem Handwerk bis heute fasziniert? „Man hat ein Tier, das auf der Wiese grast, und dann verwandelt man es in Lebensmittel. Man sieht, was man gemacht hat. Das erste Anschneiden einer Wurst“ – und jetzt leuchten seine Augen – „das ist immer wieder ein Erlebnis.“ Das Schulpraktikum in der Metzgerei Stefer hatte seinen Berufswunsch besiegelt, 1987 begann er dort nach der Hauptschule die Ausbildung zum Fleischer und nach der Meisterprüfung 1994 in Frankfurt kam er dorthin zurück. Sein Chef hatte eine Tochter… Zwei Jahre später heiratete er sie.

            Karin Selbach hatte eigentlich Floristin lernen wollen. Doch ob es das Erbe oder die Liebe war – letztlich lernte sie Fleischfachverkäuferin. Der Kundenkontakt ist ihr Metier, ihr ansteckendes Lachen das I-Tüpfelchen im Geschäft. „Ich bin Leberwurstverkäuferin“, antwortet sie fröhlich, wenn jemand sie nach dem Beruf fragt. Und dass dieser ihr Spaß macht, sieht selbst, wer nur 100 Gramm Nussschinken kauft.
Ute Glaser

Kontakt:
Metzgerei Stefer
Inhaber: Hans-Bernd Selbach e. K.
Im Winkel  8
51515 Kürten
Telefon: (0 22 68) 12 34
Fax: (0 22 68) 90 10 82
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 7 bis 13 Uhr; Dienstag, Donnerstag und Freitag auch 15 bis 18.30 Uhr; Montag geschlossen
Partyservice auch am Wochenende

   
    

Wohnen mit individueller Note
Haeger Wohnkultur entwickelt Wohnraum-Konzepte, montiert selbst und fertigt Massivholzmöbel nach Maß

Eiche wie frisch aus dem Wald, mit auffälliger Maserung und Astlöchern, dazwischen eine Glasplatte. Ein Esstisch mit Kontrasten, ein Unikat made by Stefan Haeger. Der Tischlermeister hat es für die Firmenräume in Kürten-Spitze gefertigt, um zu zeigen was er (auch) kann. Denn das klassische Tischlern ist nur noch das I-Tüpfelchen, das er Kunden beim Umsetzen individueller Wünsche bietet. Hauptsächlich hat sich die Haeger Wohnkultur GmbH auf Wohnraum-Gestaltungen aus einer Hand spezialisiert. Als Franchisenehmer von TopaTeam hat sie Zugriff auf hochwertige Markenmöbel und Materialien. Ob Bad, Küche, Wohnzimmer oder kompletter Neubau: Stefan Haeger und Ehefrau Sabine kümmern sich von der Beratung bis zur letzten Montage-Schraube intensiv um jedes Objekt selbst. Subunternehmer gibt es nicht, stattdessen Kooperationen mit Meistern anderer Gewerke, von denen sie wissen: „Auf die ist Verlass.“

„Das war der erste Volltreffer in meinem Leben“, erzählt Stefan Haeger von seiner Entscheidung, das Gymnasium nach der Mittleren Reife zu verlassen und Tischler zu werden. Er wollte praktisch arbeiten. Später besuchte er die Abendschule, um die Meisterprüfung abzulegen, und machte sich 1994 mit einem Kollegen in Odenthal selbstständig. Er wollte auf eigenen Füßen stehen. Doch das Miteinander hielt nur sechs Jahre. Auf sich allein gestellt kreierte er das „Holzmobil“, das heute noch vielen geläufig ist und mit dem er als mobiler Tischler unterwegs war – alle Maschinen an Bord. „Mittlerweile sieht man das öfters“, sagt Stefan Haeger, „damals war so etwas selten.“ Der Nachteil: Die Leute hielten ihn oft „nur“ für einen Montage-Schreiner. Es war schwierig, ihnen zu vermitteln, dass er als Franchisenehmer von TopaTeam komplette Küchen, Schlaf- oder Wohnzimmer individuell zusammenstellen, liefern und montieren konnte. So etwas, erkannte er, ließ sich „nicht aus dem Koffer heraus verkaufen“. So kam es, dass Stefan Haeger 2003 die jetzigen Geschäftsräume in der ehemaligen Apfelpresse in Kürten-Spitze anmietete. Mit im Boot: Ehefrau Sabine. Sie hatte nach dem Betriebswirtschaftsstudium in diversen Buchhaltungen gearbeitet und war 2002 in die Firma eingestiegen. Zunehmend übernahm sie die Bereiche Planung, Kalkulation und Entwürfe.

            Hatten die Geschäftsräume zunächst den Charakter eines kleinen Möbelhauses, so sind sie inzwischen zur Wohnplanungs-Werkstatt geworden. Mit immer wieder neuen Akzenten, Kunstausstellungen, Live-Musik und kleinen Events sorgen die Eheleute für Belebung. Es geht ihnen in erster Linie nicht mehr darum, Möbel zu präsentieren. „Wir möchten“, erklärt Sabine Haeger, „unsere Kompetenz zeigen.“ Diese beruht auf dem Wissen, was es gibt, was zueinander passt, was den Bedürfnissen des Kunden entspricht und was machbar ist. Ziel ist, mit dem Kunden Konzepte zu entwickeln, die seinen Wünschen entsprechen. Ein schwieriges Unterfangen, da nicht allen bewusst ist, was sie wirklich wollen. „Sie wissen oft gar nicht mehr, worin sie sich wohl fühlen“, hat die Kürtenerin beobachtet, „denn das ist ja nicht unbedingt das, was modern ist.“ Die heutige Flut an Alternativen ist nicht für jeden ein Segen. „Man merkt, dass die Kunden immer unsicherer werden.“ Doch was sie auch wünschen – Sabine Haeger spürt es auf. Dabei kommt ihr zustatten, dass sie sich 2001 zur Feng Shui-Beraterin und 2007 als Wohnberaterin ausbilden ließ. Auf Basis eines Wohnstil- und Farbtests lotet sie die Vorlieben ihres Gegenübers aus. „Bei der Wohnraumberatung geht es darum, dem Kunden ein ganzheitliches Konzept an die Hand zu geben.“ Bodenbeläge, Möbel, Farben, Fenster-Dekorationen, Materialien – alles lässt sich integrieren und auch auf Vorhandenes abstimmen. So fand die Kürtenerin auch für einen Technik-Freak und seine nach Gemütlichkeit strebende Frau eine Wohnzimmer-Lösung, mit der beide glücklich sind. 2009 hat sich Stefan Haeger zudem als „Sachkundiger für barrierefreies Bauen“ qualifiziert.

            Zuhören-können gehört zu den Qualitäten der Haegers. Ihre Wohnraum-Konzepte sind Mittelklasse bis High-End-Luxus und werden als Entwurf am liebsten in traditioneller Tuschezeichnung zu Papier gebracht. „Die 3-D-Perspektive verzerrt oft“, begründet der Chef. Je kleiner der Raum, umso unrealistischer sei ein 3-D-Bild. Als Tischlermeister hat er das Knowhow, die Realisierungschance von Ideen auszuloten und die Montage selbst zu übernehmen. Durch Kooperationen mit anderen Handwerkern kann er Kunden ein Gesamtpaket bieten. Denn die haben immer weniger Zeit und sind froh, wenn alles aus einer Hand zuverlässig zum vereinbarten Zeitpunkt abgewickelt wird. Eigenhändig montiert Stefan Haeger – unterstützt von seinen Mitarbeitern – die entworfenen Möbel und Küchen nach Maß, verlegt Parkett- und Holzböden oder baut Zimmertüren, Treppen und Fenster ein. Wenn nötig, fertigt er Hölzernes selbst: Küchenarbeitsplatten und Treppenstufen, begehbare Schränke, Einbaumöbel unter Schrägen, Garderoben und individuelle Einzelstücke  wie den Eichentisch. „Momentan machen wir viele Massivholzmöbel selber“, sagt er, darunter eine komplette Massivholzküche. „Die Lieferanten trauen sich ungern ans Massivholz ran, hauptsächlich wegen des Arbeitens des Holzes.“ Tischlerei sei daher keinesfalls ein Auslaufmodell. „Eher im Gegenteil. Die Leute wollen nicht mehr, dass sie zum Nachbarn gehen und dasselbe Wohnzimmer dort finden.“ Gefragt ist die individuelle Note.
Ute Glaser

Kontakt:
Haeger Wohnkultur GmbH
Bensberger Straße 31
51515 Kürten-Spitze
Telefon: (0 22 07) 84 84 81
Fax: (0 22 07) 84 89 11
E-Mail: info@haeger-wohnkultur.de   
www.haeger-wohnkultur.de   
Öffnungszeiten der Ausstellung: Montag, Dienstag und Samstag 10 bis 13 Uhr; Mittwoch, Donnerstag und Freitag 14.30 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung

   
   

Ausgefallener Gaumenkitzel
Im Restaurant Kult verzaubert Enis Akisik mit euro-orientalischer Kräuterküche

Das Comeback ist gelungen. Enis Akisik hat nach drei Jahren Kochpause sein neues Restaurant in Bergisch Gladbach-Refrath eröffnet: Kult – kurz für Kulinarischer Treffpunkt. Kult wird es wohl auch werden, wenn es an den Erfolg des früheren Kölner Restaurants „Bizim“ anknüpfen kann. Hier wie dort ist Ehefrau Barbara Klöpfel im Service die versierte Partnerin des gefühlvollen Kochs, der sich mit seiner euro-orientalischen Kräuterküche in vielen Herzen etabliert hat.

Früher galt Enis Akisik als „Edeltürke von Köln“. Doch für dieses Etikett finden diejenigen kaum eindeutige Hinweise, die jetzt im „Kult“ die kleine, von seiner Frau liebevoll handgeschriebene Speisekarte lesen: „Jakobsmuscheln auf Selleriepüree mit Curryschaum“ oder „Hausgemachte Nudeln mit Kräuter-Hackfleisch-Füllung auf Frühlingszwiebelsauce“ als Vorspeisen und Hauptgerichte wie „Kross gebratene Entenbrust auf Apfel-Balsamico-Sauce“ oder „Seezungenfilets im Salatblatt gegart auf Zitronenkrautsauce“ könnten durchaus Kreationen von Köchen mit anderen Karrieren sein. Doch die Zunge urteilt anders. Sie schmeckt ungewohnte Kompositionen, oft einen Hauch von Orient. Das überrascht Gäste beim Probieren eines Gerichts immer wieder. „Man glaubt es zu kennen“, sagt der Küchenchef, „aber bevor man es nicht gegessen hat, kennt man es nicht.“

            Der experimentierfreudige 54-Jährige verarbeitet alles – außer Schwein. „Ich verarbeite auch keine Schweineprodukte.“ Das sei „keine religiöse Geschichte“, er halte von diesem Fleisch in einem Restaurant wie seinem einfach nichts. Dafür hat er ein Faible für etwas, was andere schmähen: Innereien. Beispielsweise „Marinierte Lammzunge mit Kapern und frischen Kräutern“ oder „Mit frischen Kräutern und Pinienkernen gebratenes Kalbsbries auf Estragonsauce“, letzteres schon ein Klassiker zu Bizim-Zeiten.            Ein Aha-Erlebnis sind die Nachspeisen. „Es gibt keine Dessert-Karte, sondern wir erzählen, was es gibt“, sagt Enis Akisik. Andernfalls würde manch einer vielleicht vor den eigenwilligen Zusammenstellungen zurückschrecken, in die er gern Gemüse integriert. „Karamellisierte Karotten mit Walnüssen auf Joghurt-Honig-Sauce“ klingt abenteuerlich, schmeckt aber vortrefflich. Ähnlich empfindet, wer erstmals seine süße Spezialität kostet, eine Triologie aus Joghurt-Eis und zweierlei gebrannten Crèmes, die helle Crème von Estragon und Basilikum, die dunkle von Chicorée und Kakao.

            „Ich bin Autodidakt“, sagt der Küchenchef. „Wir Autodidakten haben keine Scheuklappen.“ Spannungsfelder auf dem Teller reizen ihn, er kreiert sie im Kopf und setzt sie auf die Karte, bevor er sie überhaupt zubereitet hat. Seit 23 Jahren macht er das so. Dabei war nicht vorherzusehen, dass er Koch würde. Als Zehnjähriger war er 1965 von der Türkei nach Köln gezogen, hatte Kfz-Mechaniker gelernt, dann in seines Vaters Lebensmittelladen mit Metzgerei gearbeitet und 1982 die Meisterprüfung als Fleischer abgelegt. „Wenn man im Handwerk einen Gesellenbrief hat und fünf Jahre in einem anderen Handwerk gearbeitet hat, kann man auch in diesem den Meister machen“, erklärt er. „Vielleicht war ich sogar der erste türkische Fleischermeister in Deutschland.“

            Als 1983 in der Weidengasse ein Laden frei wurde, war dies die Geburtsstunde des „Bizim“. „Ich habe immer schon gern gekocht“, erinnert sich Enis Akisik. „Ein Fleischermeister ist ein halber Koch.“ Er begann mit klassisch türkischer Küche im Stehimbiss. „Das war mir irgendwann zu wenig. Ich wollte eine eigene Handschrift entwickeln.“ Er kochte nun à la minute, experimentierte und mixte Klassisches mit Kräutern und orientalischen Noten wie Kümmel, Zimt oder Zitronenthymian. „Ich bin ein Gewürzfreak.“ Pfeffer, Salz und Knoblauch mag er nur in Maßen. So entstand, was er „euro-orientalische Kräuterküche“ nennt und in Deutschland womöglich einzigartig ist. Er sei „einer unserer interessantesten Köche", lobte der Gault Millau, als er ihm 17 von 20 möglichen Punkten gab. Das war 2006, kurz bevor das „Bizim“ schloss. „Wir brauchten eine kreative Pause“, erklärt der 54-Jährige.

            Im März 2009 eröffnete das Ehepaar sein neues Restaurant in Refrath. Parkplätze, Terrasse, die nahe Haltestelle der Linie 1 und die Tatsache, dass beide seit elf Jahren im Stadtteil leben, hatten den Ausschlag gegeben. Barbara Klöpfel sorgt dafür, dass in dem modernen, hellen Lokal alles bestens auf die Tische gelangt, die sie mit Objekten moderner Künstler „statt Kerzen und Blümchen“ dekoriert. Die Rechnung fällt am Ende durchaus etwas höher aus, da Vorspeisen zwischen 10 und 17 Euro und Hauptgerichte zwischen 24,50 und 26,50 Euro kosten. Das viergängige Degustationsmenü liegt bei 52,50 Euro. Günstig dienstags bis freitags: das Zwei-Gang-Mittagsmenü für 19,50 Euro, inklusive 0,1-Glas Wein oder kleiner Flasche Wasser. Wer zu guter Letzt wissen möchte, woraus die Geschmackswelten im „Kult“ bestehen, kann dieses Geheimnis kaum knacken, denn alle Zutaten und Mengen hütet Enis Akisik im Kopf, balanciert damit aus dem Bauch heraus. „Ich habe noch nie etwas aufgeschrieben.“ Als er fürs Buch „100 Meisterköche von Deutschland“ sein Rezept von „Kalbsfilet mit Gemüsestreifen in orientalischer Würze“ notgedrungen auf Papier fixieren musste, war er „selbst erstaunt, was ich da alles rein tue“
Ute Glaser

Kontakt:
Kult
Inhaber: Enis Akisik
Wickenpfädchen 9
51427 Bergisch Gladbach-Refrath
Telefon: (0 22 04) 96 46 27
restaurant-kult@t-online.de      
www.kult-restaurant.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 15 und 18 bis 23 Uhr, Samstag 18 bis 23 Uhr, Sonntag, Montag und an Feiertagen geschlossen
Besonderheit: Zwei-Gang-Mittagsmenü inklusive 0,1-Glas Wein oder kleiner Flasche Wasser, 19,50 Euro, dienstags bis freitags 12 bis 14 Uhr

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