Heft 3/2010 Juli - September 2010
Miteinander
von Umwelt und Gewerbe -
Untere Umweltschutzbehörde des Rheinisch-Bergischen Kreises, Bergisch
Gladbach
Was
tun bei Umweltfragen?
"Wir
leben anders" - Umweltmesse RheinBerg, Kürten
Gastrotipp:
Rusticus, Leichlingen
Miteinander
von Umwelt und Gewerbe
Die Kreisverwaltung
als Untere Umweltschutzbehörde informiert, genehmigt und kontrolliert –
auch mit eigenem Messwagen
Drei Dinge braucht der Mensch: Wasser,
Boden, Luft. Doch nicht immer behandelt er sie sorgsam. Sei es aus
Unkenntnis, Bequemlichkeit oder berechnendem Kalkül. Deshalb gibt es in
der Behördenstruktur, Dienststellen, die sich um das umweltverträgliche
Miteinander von Mensch und Natur kümmern. Für die Kommunen des
Rheinisch-Bergischen Kreises ist die Kreisverwaltung – als Untere
Umweltschutzbehörde des Landes NRW – zuständig. Sie genehmigt Umwelt
relevante Bauten und Betriebsabläufe und kontrolliert die Einhaltung
gesetzlicher Vorschriften. Für Unternehmer lohnt es sich, in Umweltfragen
frühzeitig den Kontakt zur Behörde zu suchen (siehe Kasten). Sei es im
Zusammenhang mit Bauantrag, Nutzungsänderung, Abwässern oder
sporadischer Lärmbelästigung wie Nachtarbeit. Mit Umweltbelangen ist
beim Kreis die Abteilung „Umweltschutz, Kreisstraßen und
Verkehrslenkung“, geleitet von Walter Büttgens, befasst.
Wenn Harald Hack vorfährt, wird er nicht
immer mit offenen Armen empfangen. Er ist Probenehmer im Auftrag des
Rheinisch-Bergischen Kreises. Sein blaues Spezialfahrzeug ist nach seinen
Wünschen ausstaffiert, 18 Jahre Erfahrung hat er im Job. Neben Bechergläsern,
Messgeräten und Pipetten ist auch ein stählerner Kanaldeckelhebel an
Bord, den er 1984 selbst anfertigte. Für Wasser- und Bodenproben, die er
in Wald und Flur oder auf Firmengeländen nimmt, braucht’s eben nicht
nur Laptop-, sondern bisweilen auch Muskelqualitäten.
Harald Hack gehört zum 55-köpfigen
Team des Diplom-Ingenieurs Walter Büttgens, der die Kreis-Abteilung
„Umweltschutz, Kreisstraßen und Verkehrslenkung“ leitet. 30 seiner
Mitarbeiter sind im Umweltschutz tätig – vom Ingenieur und
Verwaltungsbeamten über den Gewässeraufseher bis zum Außendienstler.
„Wir sind geprägt von einem extremen Spezialistentum.“ Die Flut
anschwellender Normen und Paragrafen macht’s nötig. Zwei Funktionen hat
Walter Büttgens Abteilung: Erstens erteilt sie Genehmigungen und
Zulassungen, zweitens überwacht sie die Einhaltung von Vorschriften.
Was Punkt 1, Genehmigungen und
Zulassungen, angeht, so beziehen sich diese meistens auf
Baugenehmigungsverfahren. Alle sechs Bauaufsichtsämter des Kreisgebiets
beteiligen bei allen Projekten der gewerblichen Wirtschaft die
Kreis-Umweltfachleute. Sie seien gewissermaßen „Zulieferbehörde“ für
die Bauämter, sagt Walter Büttgens. Etwa 250 Fälle zählt er im Jahr.
Seine Mitarbeiter prüfen zum einen den Immissionsschutz, wozu die
Bereiche Lärm, Luft, Geruch und Erschütterung gehören. Zum anderen
achten sie auf den Gewässerschutz. Vor allem bei Lagerung oder Nutzung
von Chemikalien, muss gewährleistet sein, dass Gefahr für Wasser und
Boden ausgeschlossen ist. „Da gibt es auch kein Ermessen“, stellt
Walter Büttgens klar. Das heißt, die Vorschriften lassen keine Wahl.
Anders ist es bei abwassertechnischen Fragen. Hier gibt es einen
„Ermessensspielraum“ insofern, als der Betreiber unter Umständen
zwischen verschiedenen Wegen der Aufbereitung oder Entsorgung wählen
kann. Kein Ermessen gibt’s allerdings im Ergebnis: Das muss DIN-gerecht
sein.
Neben Stellungnahmen zu
baurechtlichen Genehmigungen erteilt das Kreis-Team auch Genehmigungen für
Anlagen, von denen eine Lärm- oder Luftbelastung ausgehen kann. Während
eine kleine Anlage in der Baugenehmigung „mit abgewickelt“ wird,
erfordert eine größere, beispielsweise ein Motorenprüfstand, eine extra
Genehmigung nach dem Immissionsschutzgesetz. Dessen Vorschriften verbieten
besonders belästigende Nachtarbeit, doch zeitlich befristete Ausnahmen
sind ebenfalls bei den Kreis-Umweltschützern zu beantragen. „Die
Deutsche Bahn AG ist ein wichtiger Kunde von uns“, sagt Walter Büttgens.
Etwa 20 Mal im Jahr stellt seine Mannschaft Nachtarbeit-Erlaubnis aus. Häufiger
– über 120 Fälle jährlich – muss sie Stellungnahmen (als Träger öffentlicher
Belange) formulieren, wenn Flächennutzungspläne und Bebauungspläne
aufgestellt oder geändert werden.
Punkt 2, die Einhaltung von
Vorschriften, erfordert vom Umwelt-Team neben Sachkunde auch ein erhöhtes
Maß an Fingerspitzengefühl und Flexibilität. Denn es geht nicht nur um
die Kontrolle von Auflagen und unangekündigte Überwachungen von Anlagen
und Betrieben. Es geht auch darum, auf Beschwerden
angemessen zu reagieren. „Hier stinkt’s. Hier lärmt’s. Hier
hat jemand Abfall in den Wald gekippt.“ Walter Büttgens kennt alle
Facetten. Bisweilen führt persönlicher Knatsch zur Beschwerde, manchmal
ein Störfall oder eine massive Umweltsünde. Die Rettungsleitstelle kann
über die Umweltalarm-Rufbereitschaft rund um die Uhr Mitarbeiter des Büttgens-Teams
alarmieren.
Seit 1994 verfügt der Kreis über
ein Auto, mit dem Harald Hack vor Ort Wasser- und Bodenverunreinigungen
misst und analysiert. Im Kreishaus gibt es ein kleines Labor,
kompliziertere Fälle gehen an Fremdlabore. Seit 2008 ist auch das
Equipment für gerichtsrelevante Lärmmessungen vorhanden. Walter Büttgens
beobachtet, „dass sich zu vielen Betrieben ein gutes Verhältnis
entwickelt hat“. Es gebe ein „faires Miteinander“, wenngleich
„unsere Besuche nicht nur eitel Sonnenschein auslösen“. Immer wieder
werden Missstände aufgedeckt. Selbst guter Wille genügt nicht, wenn es
am Fachwissen fehlt. So wurde 2009 ein Lagertank für Altchemikalien
stillgelegt, der gebraucht gekauft worden war. Der Unternehmer hatte auf
eigene Faust investiert, ohne sich über aktuelle Normen schlau zu machen.
Ein Anruf bei den Umweltexperten hätte ihm Geld, Zeit und Ärger erspart.
Ute Glaser
Kontakt:
Walter Büttgens
Abteilung Umweltschutz, Kreisstraßen und Verkehrsplanung des
Rheinisch-Bergischen Kreises
Am Rübezahlwald
51469 Bergisch Gladbach
Telefon: (0 22 02) 13-2570
Fax:
(0 22 02) 13-2495
E-Mail: walter.buettgens@rbk-online.de
www.rbk-online.de
Was tun bei Umweltfragen?
Haben Sie Fragen zu Abwasser, Chemikalien-Lagerung, Lärm, Altlasten
oder anderen Themen, die den Schutz der Umwelt betreffen? Dann nutzen Sie
den virtuellen „Behördenlotsen“ der Kreisverwaltung im Internet.
Klicken Sie auf „www.rbk-direkt.de“ den „Behördenlotsen“ an. Die
meisten Fragen beantwortet er durch Infos und Vordrucke. Finden Sie nicht
schnell das Gesuchte und haben Sie keine Lust, sich weiter durchzuklicken?
Dann nutzen Sie den Rückruf-Link, der sich auf jeder Seite befindet. Ihr
Vorteil: Die Technik übermittelt dem Kreis, auf welcher Seite Sie
„ausgestiegen“ sind, so dass sich bei Ihnen zeitnah ein in der Sache
kompetenter Kreishaus-Mitarbeiter melden kann. „Der Anrufer von uns ist
der Fachmann“, unterstreicht Pressesprecherin Birgit Bär.
Das frühzeitige Gespräch in Sachen Umweltschutz liegt der
Kreisverwaltung am Herzen. „Wir würden uns gerne noch stärker im
Vorhinein bei Gewerbeprojekten einbringen, um für alle Beteiligten
negative Entwicklungen zu vermeiden“, sagt Walter Büttgens,
Abteilungsleiter Umweltschutz, Kreisstraßen und Verkehrslenkung. „Wir
freuen uns, wenn man uns fragt.“ UG |
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„Wir
leben anders”
Start in die Zukunft:
Umweltmesse RheinBerg in Kürten beeindruckte
Wie lässt sich umweltverträglich leben
und arbeiten? 45 Aussteller aus den Bereichen Bauen&Sanieren,
Wohnen&Leben sowie Wellness&Gesundheit präsentierten am letzten
Mai-Wochenende im und am Bürgerhaus Kürten Ideen, Materialien, Produkte
und Techniken, die mit den Ressourcen unserer Welt schonend umgehen.
Besucher staunten über Innovationen und auch darüber, wie einfach sich
Manches umsetzen lässt.
Baumwolle
statt Tapete im Badezimmer? Sprudelwasser aus der Leitung? Heilende
Massage? Die Aussteller aus Kürten und nahen bergischen Kommunen verblüfften
nicht selten die Besucher der ersten Umweltmesse RheinBerg. Durch und
durch professionell wirkte das zweitägige Event – vonFlyer über
Internetseite und speziellen Telefonanschluss bis hin zu Teppichwegen und
Blumendekor. „Meinen Respekt“ lobte Bürgermeister Ulrich Iwanow dies
erstaunliche Ergebnis örtlichen Unternehmer-Engagements. Marc Bresse
hatte als Kürtener Buur im Karneval so viel positive Unterstützung
erfahren, dass er und Ehefrau Susanne dachten, solch positive Energie müsse
sich auch gewerblich bündeln und fürs Gemeinwohl nutzen lassen. Nicht
nur gedacht und gesagt, sondern auch getan! Das in den Bereichen Heizung,
Sanitär und Bad aktive Familienunternehmen organisierte mit Zeit und
Herzblut eine Umweltmesse, die durch Vielfalt bestach. Mit „dieser Tiefe
der Darbietung“, lobte Wolfgang Bosbach MdB, habe ihn die Messe überrascht.
Sogar die Jugend wurde durch einen Förderpreis einbezogen – vergeben an
die Grundschule Biesfeld für eine „Müll-Lampe“.
Informationen gab’s zu
Niedrigenergiehäusern, Pellet-Heizungen, Ökostrom, Entspannungsmethoden,
Wasser und Energie sparenden Techniken, Einrichtung und farbharmonischer
Raumgestaltung. Immer wieder führte Horst Dünwald vor, wie sich
Baumwolle auf die Wand auftragen lässt. „Bis zu sechs Liter
Feuchtigkeit pro Quadratmeter kann sie aufnehmen. Ideal für Bad und
Schlafzimmer.“ Fachvorträge rundeten das ganzheitliche Angebot ab, zu
dem auch Lukullisches und der Blick von einer Hebebühne aufs
Ausstellungsareal gehörte. Nächstes Jahr soll’s die Umweltmesse
RheinBerg wieder geben – und dann alle zwei Jahre.
Ute Glaser
www.umweltmesse-rheinberg.de |
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Frisches
vom Land
Im Leichlinger Rusticus
stammen sogar Käse und Sauerbraten aus eigener Herstellung
Wer nicht nur essen, sondern dabei das
Gefühl genießen will, seinem Körper etwas Gutes zu tun, ist im Rusticus
goldrichtig. Schon das Umfeld in Leichlingen-Witzhelden signalisiert
„Hier ist die Welt noch in Ordnung“. In Wiesen gebettet liegt das
Fachwerkhaus etwas abseits der Landstraße, vom Biergarten schweift der
Blick ins Grün. Was auf den Tisch kommt, ist frei von Geschmacksverstärkern,
Aufschäumern und anderen Chemikalien. Denn im Rusticus servieren Ute und
Bernd Hielscher ein Stück Natur. Vieles stammt vom eigenen
Milchviehbetrieb mit Käserei – gleich auf der anderen Straßenseite.
Das 250 Jahre alte Haus wirkt gemütlich:
holzvertäfelter Thekenbereich, Lehmofen, alte Waffeleisen. Das ländliche
Flair unterstreichen Fotos, die Landwirt Bernd Hielscher als Knaben in
Lederhosen zeigen. Mit Ehefrau Ute kümmert er sich in Witzhelden um 130
Milchkühe und 170 Nachzucht-Tiere. Vor etwa 20 Jahren kam die Käserei
hinzu, dann ein Hofladen und 2003 die Eröffnung des Lokals Rusticus.
Treibende Kraft sei ihr Mann, sagt Ute Hielscher. „Er ist ein Visionär.“
Die Speisekarte wagt einen Spagat. Zum einen bietet sie bodenständige
Kost wie „Klare Rindfleischsuppe mit hausgemachten Markklößchen“
(4,90 Euro), zum anderen Gaumenfreuden wie „Möhrensuppe mit Avocado,
Ingwer und Zitronengras“ (5,50 Euro). Zudem gibt es saisonale Akzente
wie Wildgerichte oder Spargelbüfett. Alle zwei Monate wird die Karte, die
auch Salate und Vegetarisches bietet, aufgefrischt, aber die Grätsche
zwischen ländlich-rustikaler und internationaler Küche bleibt. Wie wär’s
mit „Rheinischer Sauerbraten mit Rosinensauce, Rotkohl, Klößen und
Apfelmus“ (15,90 Euro), Fleischkäse oder Rübstiel? Oder lieber „Fischmix
vom Grill mit Riesengarnelen und Muscheln, Sauce Aioli, hausgebackenem
Brot und sommerlichen Blattsalaten“ (16,50 Euro) oder Sommertrüffel?
Hausgemachtes ist Trumpf. Die Nudeln macht Küchenchef René
Montpellier genauso selbst wie Bauernsülze und Speiseeis, letzteres aus
hofeigener Milch, Sahne, Butter und beispielsweise eigenhändig gekochtem
Erdbeerpüree. Über den Geschmack wundern sich Kinder bisweilen genauso
wie Erwachsene über das Aroma des gekochten Schinkens, ebenfalls selbst
hergestellt. „Der Schinken ist blasser, faseriger und nicht so
salzig“, so Ute Hielscher. „Kein Vergleich!“
Der Witzheldener Bauernkäse der Familie findet sich auf „Utes Käseteller“
ebenso wie im Käsekuchen, Quark und Joghurt eigener Produktion verwandeln
sich zu Desserts und Kuchen. Das Fleisch hofeigener Tiere begegnet in der
Rindermettwurst der „Kottenbutter“, im Gulasch oder Hackfleisch der
Lasagne. Was gekauft wird, kommt meist aus der Nähe: Forellen aus dem
Weltersbach, Pilze aus Leichlingen, Eier vom Dorf und Gemüse vom
Nachbarn.
Geschäftsleute schätzen das Rusticus ebenso wie Familien, die
Landwirtschaftskammer NRW ehrte das Lokal mit drei Goldenen Kaffeetassen
– als erste Bauernhofgastronomie im Bergischen und Oberbergischen Land.
Darauf lässt sich mit einem der feinen Weine, der hauseigenen
Sekt-Edition oder Fruchtbuttermilch vom Hielscher Hof anstoßen. Prost!
Ute Glaser
Kontakt:
Rusticus
Krähwinkel 4
42799 Leichlingen
Telefon: (0 21 74) 74 86 12
Fax: (0 21 74) 74 86
76
rusticus-witzhelden@t-online.de
www.bauernkaese.com
Geöffnet: täglich ab 11 Uhr durchgehend
warme Küche bis 22 Uhr; Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis
11.30 Uhr Frühstücksbüfett
80 Plätze in Restaurant und Thekenraum auf
zwei Etagen, Räume für Feiern von 20 bis 120 Personen, großer
Biergarten, Grillscheune, Kinderspielplatz, Hofladen
Besonderheiten: täglich 14 bis 17.30 Uhr
frische Waffeln und hausgemachte Kuchen, in der Spargelsaison jeden
Dienstag ab 17.30 Uhr Spargelbüfett für 24,90 Euro pro Person inklusive
einem Glas Wein |
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