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Journalistin

  

Heft 3/2006 Juli - September 2006

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

Pferdezucht und Probewohnen: Auf Gut Dicke ist ein landwirtschaftlicher Nebenerwerb neu entstanden, Kürten   
Wohnen auf dem Land   

Firmenporträt: Ein Wisch - und weg, Abacus Chemie in Bergisch Gladbach   

Firmenporträt: Alles aus Meisterhand - Metallbaufirma Hegemann & Kottenbrock, Odenthal-Scheuren   

Gastrotipp: Traditionshaus am Wald - Forsbacher Mühle, Rösrath-Forsbach   

   

Pferdezucht und Probewohnen

Familie Hinterecker ließ (fast) alles hinter sich – für den Neustart in der Landwirtschaft

Von Gut Dicke keine Spur. Nach dem letzten Haus der Kürtener Ortslage Neulaudenberg scheint die Welt zu Ende zu sein, obwohl eben noch die B 506 unter den Rädern surrte. Nur Weiden und Wälder so weit das Auge reicht – und ein alter Herr am Straßenrand. „Wo ist denn hier Gut Dicke?“ Seine Hand weist ins Grüne, etwa dorthin, wo sich das gewundene Sträßchen im Nichts verliert. Den skeptischen Blick quittiert er mit dem Zusatz „Bis ans Ende fahren! Dann liegt es direkt links.“ Und dann merkt er noch schmunzelnd an: „Aber es ist eher ein Gütchen.“

Der Weg schlängelt sich talwärts. Bei Gegenverkehr würde es schwierig, zwischen den Weidezäunen auszuweichen. Aber nur ein Wiesel huscht über den Weg. „Als ich das erste Mal hierher kam, habe ich da oben gedreht. Ich dachte, da unten ist nichts mehr“, gesteht Stephan Hinterecker mit Blick auf die Höhe, auf der unsichtbar Neulaudenberg liegt. Dabei dachte er, er würde sich bestens auskennen – als waschechter Kürtener und Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft mit eigenem Immobilienbüro. Das liegt nun seit 2002 im Parterre von Gut Dicke, denn der 38-Jährige und seine Familie gewannen das abgelegene Stückchen Land so lieb, dass sie es kauften und ihr ganzes Leben dafür umkrempelten. Zugunsten der Landwirtschaft.

Bis vor vier Jahren führte die fünfköpfige Familie ein Leben jenseits bäuerlicher Strukturen in einem ganz modernen Einfamilienhaus in Odenthal-Eikamp, das sie selbst gebaut hatte. Tierfreundin Ulla Uher-Hinterecker besaß lediglich ein Pferd, das bei einem Bauern untergestellt war und das auch die drei Töchter gerne ritten. Als die 41-Jährige irgendwann – genervt von der Fahrerei – seufzte „Ich bin es so leid, ich hätte das Pferd am liebsten am Haus“, setzte langsam Aufbruchsstimmung ein. Über eine Anzeige im Internet entdeckten Hintereckers den alten Bauernhof „Dicke 3“ und fackelten nicht lange: Außer Möbeln nahmen sie nur das Immobilienbüro in den neuen Lebensabschnitt mit. Allerdings kam Stephan Hinterecker beim Aufbau des landwirtschaftlichen Nebenerwerbs zustatten, dass er auch gelernter Schreiner ist, seine Frau Bankkauffrau und Finanzbuchhalterin.

„Es haben uns alle für verrückt erklärt“, erzählt Ulla Uher-Hinterecker mit breitem Grinsen. Aber für sie stand sofort fest: „Hier will ich alt werden.“ Das wurde auch nicht dadurch erschüttert, dass der Keller trocken gelegt, etliches renoviert und schließlich noch ein Blitzschaden, der die Erneuerung sämtlicher Leitungen erforderte, bewältigt werden musste. Inzwischen haben auch die Töchter Deborah (17), Kira (16) und Talitha (7) das Landleben ins Herz geschlossen, zu dem eine ganze Menagerie gehört: drei Hunde, die kläffend am Zaun Besucher begrüßen, fünf Pferde, drei Shetland-Ponys, zwei Katzen, zwei Kaninchen, etliche Schafe und zwei Wüstenrennmäuse. Absolute Hingucker und Lieblinge des Hausherrn: drei schottische Hochlandrind-Damen mit ihrem männlichen schwarzen Gefährten „El Torro“, die allesamt der Weidepflege dienen.

Was sich für viele nach Ferien und Urlaub auf dem Bauernhof anhört, ist für Hintereckers nicht nur Spaß, sondern auch harte Arbeit. „Wir müssen einen Gewinn erwirtschaften“, erläutert Ulla Uher-Hinterecker das von der Landwirtschaftskammer vorgegebene Ziel. Als Nebenerwerb-Landwirte mussten sie ein hieb- und stichfestes Konzept vorlegen, das die landwirtschaftliche Tätigkeit ins Zentrum rückt. Zwei Jahre dauerte es, bis der im Außenbereich liegende Hof die Privilegierung als landwirtschaftliche Nebenerwerbsstelle erhielt. Der Anker auf Gut Dicke sind die Pferde. Zwar gibt es auch Einstell-Pferde und „Päppel-Ponys“, die Stall und Weide nutzen, doch den Kern des Bauernhofs machen die Dülmener aus. Ihre Zucht haben sich Hintereckers auf die Fahnen geschrieben. Anfang 2006 starteten sie mit drei Stuten und einem Hengst, aus einer Zucht im Odenwald übernommen.

 „Wir sind von dieser Rasse überzeugt, die Pferde sind so ursprünglich“, sagt die 41-jährige, die zahlreiche Kurse und Seminare besucht sowie -zig Prüfungen bei der „Deutschen Vereinigung zum Schutz des Pferdes“ abgelegt hat, um sich in Sachen Pferd fortzubilden. Für die Dülmener, die von den Dülmener Wildpferden abstammen, hat sie von Kindesbeinen an ein Faible, da ihre Großmutter am Merfelder Bruch wohnte. Die Dülmener, erklärt sie, seien vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2000 seien in Deutschland nur 20 Hengste und 44 Stuten in Zuchtbüchern gelistet gewesen, die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen habe die Dülmener in die „Kategorie I, extrem gefährdet“ eingestuft. „Ich helfe, eine Art zu erhalten“, sieht Ulla Uher-Hinterecker ihre Zucht als Beitrag zur Erhaltung eines Kulturguts. Darüber hinaus seien die robusten Pferde als Reit- und Fahrpferde, als Weidetiere in der Landschaftspflege sowie für weitergehende Züchtungen interessant, ihre Gene steckten beispielsweise im Deutschen Reitpony. Wichtig ist auf Gut Dicke, dass die Tiere in einem Sozialgefüge statt in separaten Boxen leben. Hengste, Stuten und Fohlen bevölkern Weiden und Paddock gemeinsam. „Das kennt man heute kaum noch. Für mich ist das ein Stück Tierschutz an den Wurzeln.“

Die fünf Hektar Land, überwiegend Weiden, und 300 Quadratmeter Wohnfläche werden nicht nur von Wieseln und Wildschweinen besucht, sondern auch von Zweibeinern. Denn neben der Pferdezucht haben sich Hintereckers dem Näherbringen des Landlebens verschrieben. Ein Baustein ist das Organisieren von Kindergeburtstagen. Seit Frühjahr 2006 liegt die Erlaubnis vor, sie in der ehemaligen Scheune durchführen zu dürfen. Für kleine Gruppen wird dann ein naturnahes Erlebnispaket geschnürt. Der zweite Baustein ist das Wohnen auf dem Bauernhof. Gäste können in einer Wohnung, die für vier Personen geeignet ist, bäuerlichen Alltag hautnah erleben. Die Palette reicht vom „normalen“ Urlaub bis zum Probewohnen für Landwirt-Interessenten. Letztere, so erläutert Stephan Hinterecker, dürfen das Landleben bei ihnen unverfälscht antesten. „Sie sollen vor der Arbeit zuerst den Stall machen, Pferde füttern, dann zur Arbeit fahren, wiederkommen, Pferde versorgen...“ Wer nach diesem Live-Härtetest immer noch in die Landwirtschaft einsteigen möchte, ist gewappnet.

„Die Arbeit unterschätzen viele“, weiß der 38-Jährige Neu-Landwirt aus eigener Erfahrung. Gerade hat er zwei Hektar Land eigenhändig eingezäunt – zwei Wochen Arbeit. Demnächst sollen ein Bewegungsplatz für die Pferdeausbildung und ein großer Offenstall mit Paddock entstehen. „Wenn ich putzen gehen würde,“ meint seine Frau lakonisch, „hätte ich das Geld schneller verdient.“ Trotzdem ist das für sie ebenso wenig eine Alternative wie die Rückkehr ins alte Leben. „Ich genieße das Leben hier. Heute wie am ersten Tag. Ich könnte mir kein anderes Leben mehr vorstellen. Man ist einfach freier.“ Die Nachbarn helfen bei Ungewohntem, bäuerlichen Grundregeln – und nebenbei dem ein oder anderen Ortsunkundigen auf die Sprünge.
Ute Glaser

Kontakt:
Gut Dicke
Familie Hinterecker
Dicke 3
51515 Kürten
Fon: (0 22 68) 80 05 47
Fax: (0 22 68) 80 05 49
E-Mail: hinterecker@t-online.de
www.gut-dicke.de
   

Wohnen auf dem Land

Es steht eine möblierte 60-Quadratmeter-Wohnung mit zwei Schlafräumen und Küche im Maisonettestil in der ehemaligen Scheune zur Verfügung, geeignet für 1 bis 4 Personen.
Ein Wochenend-Urlaub mit süßem Nichtstun ist genauso möglich wie ein mehrwöchiges „Probewohnen“ inklusive der Teilnahme am bäuerlichen Alltag, Vermittlung von Grundkenntnissen in der Landwirtschaft, Ausprobieren von Gerätschaften.
Eigene Pferde oder andere Tiere können mitgebracht werden.

    
   

Ein Wisch – und weg

Abacus Chemie macht Säubern und Pflegen leichter

Der Mann hat gut lachen: Während andere rubbeln, reiben und mit viel Kraft oft doch nur unbefriedigende Ergebnisse beim Säubern und Pflegen erzielen, löst Mehmet Kaptan Verschmutzungsprobleme mit leichter Hand. Denn ob Reiniger für Glasflächen oder Abfluss, Autoshampoo, Algenentferner, Rostumwandler, Insektenbekämpfungsmittel, Entkalker, Betonlöser, Korrosionsschutz, Schmiermittel, Obstentferner oder Handreiniger: Er schöpft aus dem Vollen, denn er stellt als Chef der Abacus Chemiegesellschaft mbH all diese Flüssigkeiten, Cremes und Pülverchen in Bensberg selber her. Und wer meint, das Gesicht des 41-Jährigen käme ihm irgendwie bekannt vor, hat vermutlich recht: Er vertreibt er seine Produkte nicht nur an Großkunden, sondern auch höchstpersönlich via TV – beim Teleshopping.

„Ich habe als kleiner Junge schon immer Geschäfte machen wollen“, erzählt Mehmet Kaptan, der als „kleines Paket“ mit den Eltern nach Deutschland gelangte. Dem Säugling sang niemand an der Wiege, dass er einmal Vollblut-Unternehmer werden würde. „Wir sind als arme Gastarbeiter-Familie hierher gekommen.“ Seit seinem sechsten Lebensjahr lebt er in Refrath – und ein Ortswechsel ist für ihn „nicht vorstellbar“. Sein Leben nahm er agil in eigene Hände: Er jobbte, schloss die Höhere Handelsschule ab und absolvierte in nur 15 Monaten die Ausbildung zum Industriekaufmann in einer Schildgener Druckerei. Eine Zeit an die er sich gern erinnert, die ihn aber nicht ausfüllte. „Geld nach Leistung zu verdienen, das war der eigentliche Anreiz für mich, zu wechseln.“ So tauschte er die Stelle 1986 gegen die Selbstständigkeit ein: als freier Handelsvertreter für chemisch-technische Produkte.

Doch warum das, was man vertreibt, nicht selbst herstellen? So gründete der türkisch-stämmige Deutsche im Dezember 1993 seine eigene Firma: die Abacus Chemiegesellschaft mbH. Der Name, der an die hölzerne Rechentafel erinnert und mit dem Reagenzglas im Logo eine Brücke zwischen Chemie und Mathematik schlägt, gefiel ihm auch deshalb so gut, weil er alphabetisch weit vorne rangiert – marketingmäßig ein Plus. Anfangs kaufte der clevere Geschäftsmann fertige Produkte, füllte sie um und verkaufte sie unter eigenem Label weiter. „Als ich gemerkt habe, dass ich mit der Qualität komplett unzufrieden war, habe ich angefangen, selbst zu produzieren. Denn entweder stank das Produkt oder wirkte nicht.“ Das wollte er besser machen. „Ich begann zuhause in der Garage in einem Eimer Reiniger und Autoshampoo anzurühren.“ Die Rezepturen ließ er sich nach seinen Vorgaben von Fachlaboren erstellen.

Das Geschäft mit der Sauberkeit florierte. „Ich bin nicht der Günstigste, aber es gibt kaum jemanden, der qualitativ bessere Produkte anbietet“, erklärt Mehmet Kaptan sein Erfolgsrezept, zu dem auch sorgfältige Beratung gehört. „Es ist noch nicht vorgekommen, dass jemand sagte, das taugt nichts. Alle Kunden sind mehr als zufrieden. Und Kunden, die einmal bei uns bestellt haben, bestellen ein Leben lang.“ Manche stammen noch aus der Garagen-Zeit. „Das sind mittlerweile Freunde.“ Sie konnten das Wachstum von Abacus miterleben: Die Garage war bald zu klein, so dass die Firma Mitte der 90er Jahre in einen Neubau Im Hüttenfeld umzog. 2002 baute sie eine Gewerbehalle am heutigen Bensberger Firmensitz Olefant 8b, 2004 eine zweite Gewerbehalle daneben. „Die ist schon wieder zu klein“, sagt der Chef lachend, den der Erfolg jedoch nicht übermütig macht. „Ich versuche, mit kleinen Schritten zu wachsen.“ Um die Lohnabfüllung zu forcieren und eine dritte Halle noch in diesem Jahr bauen zu können, ist das Nachbargrundstück bereits gekauft, das zur Ernst-Reuter-Straße eine zweite Straßenanbindung beschert. Die macht ihn genauso froh wie ein Autobahnzubringer in spe. Denn Abacus liefert bundesweit. Von der Literflasche bis zum mehrere Tonnen fassenden Container.

Immer mehr Kunden erforderten auch immer neue Produkte. Hatte Abacus anfangs mit chemisch-technischen Wartungsprodukten begonnen, so kamen bald Reinigungs- und Pflegeprodukte in jeder Form hinzu. Ob Hauswand, Autoscheibe, Rohr, Maschine oder Materialien wie Glas, Silber und Holz: Abacus hat für fast jeden Zweck ein passendes Mittelchen. Ein Renner sei „Der unsichtbare Scheibenwischer“, sagt Mehmet Kaptan, eine wasserabweisende Substanz, die auf Autoscheiben Wunder wirke. „Da können Sie bei Regen Auto fahren ohne Scheibenwischer. Das hält auf der Autoscheibe über zwei Monate und ist Waschstraßen-beständig.“ Auch in Duschkabine oder Waschbecken hafteten Wasser, Zahnpasta und andere Verschmutzungen schlechter. Ein Wisch – und weg.

Dass viele Menschen ihre Teak-Gartenmöbel, Markisen und rutschigen Steinstufen mühevoll mit Muskelkraft vom „Grünschleier“ befreien, entlockt dem Saubermann nur ein Lächeln mit Blick zum „Algen- und Moosentferner“ im Regal. „Nur aufsprühen – und dann sind die Flächen in zwei bis drei Tagen algenfrei. Das ist ein selbstarbeitendes Produkt. Das ist das Schöne daran.“ Ungläubige Blicke ist er gewohnt. „Die wenigsten glauben es. Aber wenn jemand es einmal hat, kauft er es alle paar Jahre wieder.“ Da Abacus auf hochwertige Rohstoffe und Umweltfreundlichkeit achtet, sind auch die Inhaltsstoffe dieses Zaubermittels nach wenigen Tagen biologisch abgebaut und für Flora und Fauna verträglich. Dass sich so unter Umständen hohe Kosten sparen lassen, macht der Chef gern an einem Mehrfamilienhaus am Refrather Vürfels deutlich: Dort sollte wegen Veralgung des weißen Putzes für über 40 000 Mark (zu DM-Zeiten) ein neuer Fassadenanstrich her. Er überzeugte die Eigentümer, stattdessen für 900 Mark seinen „Algen- und Moosentferner“ aufzusprühen – mit erstaunlichem Effekt. „Das Objekt ist bis heute sauber. Das ist eins unserer Vorzeigeobjekte.“

Stolz ist der auf jedes Detail achtende Selfmademan („Bei mir muss alles stimmen“) auch auf ein ganz neues Produkt: Limanda – das erste Flüssigvollwaschmittel des Unternehmens. Das besondere sei die Kombination: Wenig Mittel bringe einen hohen Reinigungseffekt, wirke faserschonend und – das Beste – vertreibe sogar schlechte Gerüche aus strapazierter Wäsche. „Wir haben Enzyme eingearbeitet, die aus den USA kommen und als Mikroorganismen die Bakterien bekämpfen, welche die üblen Gerüche verursachen.“ Dazu duftet das Ergebnis gut, denn für Reinigungsmitteln gelte ähnliches wie beim Essen: „Die Nase ist sehr wichtig. Auch das Etikett.“

Bei soviel Pflegemitteln ist es eigentlich kein Wunder, dass im Olefant alles wie geschmiert läuft. Hier lagern säuberlich in verschiedenen Räumen die Kartonagen und Rohstoffe, darunter Tenside, Säuren, Laugen, Farb- und Duftstoffe. In der Produktion stehen große Fässer, in denen die Abacus-Produkte gemischt werden – ab April auch nach den Rezepturen eines Haus-Chemikers im eigenen Labor. Wurden anfangs nur Flüssigkeiten hergestellt, so sind es seit anderthalb Jahren auch Cremes und Pulver. Nebenan steht die vollautomatische Abfüllmaschine, die bis 2000 Flaschen pro Stunde füllen, etikettieren und verschließen kann. Von hier aus geht es ins Versandlager. „Wir machen alles alleine, das ist unsere Stärke“, sagt Mehmet Kaptan, dessen Ehefrau, eine Bürokauffrau, trotz der zwei Kinder voll im Betrieb mitarbeitet. Nur Aerosole wie Löschspray, Insektizid, Schmieröl oder Trennmittel, die in einem Extra-Raum für Spraydosen lagern, werden in Süddeutschland abgefüllt.

Abacus-Fabrikate gehen an Großkunden in der gesamten Bundesrepublik, finden sich aber nicht im Supermarkt-Regal. „Unsere Produkte gibt’s nicht im Einzelhandel.“ Präsent sind sie für Hausfrauen und -männer nur beim weltweit größten Teleshopping-Kanal QVC. Seit sechs Jahren präsentiert der Chef sie im Düsseldorfer Studio meist höchstpersönlich live vor der Kamera. Allerdings können Privatpersonen auch direkt in der Firma telefonisch Bestellungen aufgeben. Wer nur eine Flasche kaufe, werde genauso ernst genommen wie ein Großkunde, sagt Mehmet Kaptan. „Denn wenn derjenige 90 Jahre alt wird, haben wir eine lange Geschäftsbeziehung.“

Fragt man den 41-jährigen Refrather, wo bei soviel Licht der Schatten sei, braucht er nicht lange nachzudenken: beim betrieblichen Nachwuchs. „Wenn ich heute die Auszubildenden sehe, da könnte ich so einen Hals kriegen“, ereifert er sich. Seit sechs Jahren habe er stets eine angehende Industriekauffrau im Büro. „Die muss integriert werden, wir wollen sie ja eigentlich übernehmen. Aber heute bekommen sie seitens der Schule nicht mehr vermittelt, wie wichtig der Betrieb ist.“ Außerdem bedauert er: „Zwischen Berufsschule und Betrieb gibt es in der Regel keinen Dialog. Das ist schade.“ Zudem sei das schulische Niveau erschreckend. „Ich finde, es ist ein Trauerspiel, wenn heute einer die Höhere Handelsschule vollendet und kriegt keine Korrespondenz zustande.“ Kaum ein Fachhochschüler beherrsche Groß- und Kleinschreibung. Ob am Telefon oder im Brief – schon das Bilden ganzer Sätze falle schwer. „Das ist extrem traurig. Das hat bei mir das Ergebnis gebracht, dass wir zukünftig nicht mehr ausbilden werden.“ Denn ein Pflegemittel für die deutsche Sprache und einen Rechtschreibfehler-Entferner gibt’s selbst bei Abacus nicht. Jedenfalls noch nicht.
Ute Glaser

Kontakt
Abacus Chemiegesellschaft mbH
Olefant 8b
51427 Bergisch Gladbach
Fon: (0 22 04) 2 01 60
Fax: (0 22 04) 20 16 16
Mail: info@abacus-chemie.de
www.abacus-chemie.de

   
    

Alles aus Meisterhand

Metallbau Hegemann & Kottenbrock ist ein feiner Zwei-Mann-Betrieb ohne Angestellten-Wunsch

Das Transparent am Balkon vibriert im Wind. „Metallbau Hegemann & Kottenbrock“ wirbt es für die Firma, die ihn und alle seine „Brüder“ unlängst in der Bergisch Gladbacher Hermann-Löns-Straße gebaut hat. Wie metallene Nester sitzen sie an der zweigeschossigen Häuserzeile Nummer 16 bis 20a – insgesamt 16 Stück. Solch gut einsehbare Projekte seien die beste Werbung für ihren Odenthaler Metallbau-Betrieb, meint Geschäftsführer Bernd Kottenbrock. „Die Leute sehen sie und rufen bei uns an: So einen Balkon wollen wir auch haben!“

Hinter „Hegemann & Kottenbrock“ steckt ein kleines, feines und bestens eingespieltes Team: Frank-Horst Hegemann und Bernd Kottenbrock. „Wir kennen uns ewig und haben uns immer gut verstanden.“ Beide sind Anfang 40 Jahre alt, leben in Kürtener Ortsteilen, sind seit 16 Jahren Metallbau-Meister und in der GmbH gleichberechtigte Partner. Das Geschäft läuft gut, wenngleich die Preise hart umkämpft sind. „Wir haben durchgehend gut zu tun“, freut sich Bernd Kottenbrock, der als Jugendlicher niemals gedacht hätte, dass er mal Firmenchef sein würde. Die Schule gefiel ihm nicht, „wegen Unlust“ sei er vom Gymnasium nach der zehnten Klasse abgegangen, habe gejobbt und schließlich die Metallbauer-Ausbildung in Bergisch Gladbach begonnen.

            Der Umgang mit Stahl, Eisen, Schweißbrenner und Bohrgeräten gefiel ihm und weckte seinen Ehrgeiz. Zudem fand er im Mit-Auszubildenden Frank-Horst Hegemann jemanden, mit dem er auf einer Wellenlänge arbeiten konnte. Auch fachlich lagen sie auf einem Level. „Wir haben in der Lehre schon von Anfang an Dinge gemacht, die macht mancher Geselle nicht.“ Für die Meisterprüfung büffelten sie gemeinsam und legten sie parallel 1990 ab. Damit waren die Angestelltenjahre gezählt, denn die beiden jungen Männer wollten „was machen“, ihr „eigener Herr“ sein. Eine Zeitungsanzeige war schließlich die Initialzündung für den Sprung in die Selbstständigkeit: „In Lindlar hatte jemand seine Schlosserei aus Altersgründen aufgegeben und suchte einen Nachfolger.“ Ihnen gefielen die 250 Quadratmeter samt Inventar im Ortsteil Altenlinde – und so kam es 1993 zur Gründung der gemeinsamen GmbH. „Wir hatten ziemlich schnell viel Kundschaft.“ Doch da diese zum großen Teil aus Bergisch Gladbach und Köln kam, nervte bald die Fahrerei. So machten die beiden Kürtener Nägel mit Köpfen, als in Neschen die Räume einer Schreinerei frei wurden, und zogen mit der Firma an die heutige Adresse um, die sich verkehrstechnisch als idealer Standort „mittendrin“ entpuppte.

            Büro und Werkstatt sind unter einem Dach. Alle Metallarbeiten können in der großen Halle erledigt werden – ob Wendel- oder Spindeltreppe, Balkongeländer, Gartentor, Zaun, Glasvordach oder Terrassenüberdachung. „Was wir sehr viel machen, sind vorgesetzte Balkone“, berichten die Chefs, die dafür gern ein Komplettpaket schnüren, das auch Bodenbelag und Statik umfasst. „Wenn’s sein muss, besorgen wir auch die Baugenehmigung.“ Die feuerverzinkte Grundkonstruktion kann auf Wunsch mit Edelstahlrundstäben, Glaselementen oder Kunststofffüllungen ausgeführt werden. Für den Boden favorisieren die Metallbauer das Tropenholz Bankirai, weil das einen interessanten Kontrast zum Metall bilde. „Das sieht immer gut aus.“ Während das Meister-Duo Balkone meist vor Ort montiert, passt es metallene Treppen in der Regel in einem Stück ins Gebäude ein. Solch eine Treppe, die gut und gerne 250 Kilogramm wiegt, wird per Kran an die richtige Stelle gehievt und ruckzuck eingebaut. „Montiert ist die in einer Stunde.“

            Während andere Firmen von schlechter Auftragslage sprechen, sind die beiden Metallbauer zufrieden. „Zu tun ist genug – ohne Ende“, sagt Bernd Kottenbrock ohne einen Anflug von Übertreibung in der Stimme. Spitzenzeiten fängt der Zwei-Mann-Betrieb mit Aushilfen ab. Warum niemand eingestellt wird? Der Chef winkt ab. „Da haben wir keine Lust mehr drauf.“ Die Zeiten von ein bis zwei Angestellten seien endgültig vorbei, weil deren Verhalten „ganz schlimm“ gewesen sei. „Keine Mühe, ein bis zwei Tage gar nicht kommen und sich nicht mal melden“ habe zum Alltag gehört. „Einer ist von heute auf morgen nicht mehr gekommen. Da darf ich nicht mal direkt kündigen, da muss ich erst Abmahnungen schicken und so weiter“, erzählt Bernd Kottenbrock immer noch genervt. Als er den Mann irgendwann zufällig traf, habe er als Begründung „er hätte keine Lust mehr“ genannt. „Da hatte ich so eine Wut. Da habe ich beim Arbeitsamt angerufen und denen gesagt, der könnte arbeiten, will aber nicht. Aber das interessiert die ja nicht.“ Sein Fazit: „Da haben wir keine Lust mehr drauf und keine Zeit für. Jetzt machen wir nur noch das, was wir schaffen.“ Ein Gutes hat dieses bewusste Sich-Klein-Setzen für die Kunden: Sie erhalten das, was sie in Auftrag geben, garantiert aus Meisterhand. „Die Kunden werden immer kritischer“, hat Bernd Kottenbrock festgestellt. „Und wenn ich von der Baustelle fahre, weiß ich, es ist alles hundertprozentig in Ordnung.“
Ute Glaser

Kontakt:
Hegemann & Kottenbrock GmbH
Neschener Straße 215
51519 Odenthal-Neschen
Fon: (0 22 07) 70 08 89
Fax: (0 22 07) 70 08 90
Mobil: 0171/ 333 06 07

   
  

Traditionshaus im Wald

Gut-Bürgerliches bietet im Königsforst die „Forsbacher Mühle“

In der „Forsbacher Mühle“ dürfen Gäste natürlich gern in feinem Zwirn erscheinen, beispielsweise wenn Sie an einem Seminar teilnehmen oder zu den Eingeladenen des Schlagerkomponisten Hans Blum gehören, der dort kürzlich seine Goldhochzeit feierte. Aber normalerweise geht es in dem Waldrestaurant ungezwungen und leger zu. Gleich gegenüber sind Spielplatz und Bach ein Kinder-Dorado, Spazierwege gibt’s zuhauf. Wanderschuhe, Fahrradhelme und Hunde gehören daher zum alltäglichen Bild. Auch Moderator Harald Schmidt erschien zünftig, als er sich mit seiner Familie in der ehemaligen Mühle stärkte.

Was der TV-Star speiste? Karl-Heinz Baumgartner, Pächter und Koch der Forsbacher Mühle seit 2001, erinnert sich genau: „Bergische Waffeln.“ Der Klassiker läuft bei ihm wie geschnitten Brot. Lediglich im Juni vielleicht von den Heidelbeer-Pfannkuchen übertroffen. „Die verkaufen wir ohne Ende.“ Meist sind es Ausflügler und Spaziergänger, die seinen Herd im Königsforst ansteuern. Aber auch für Familienfeiern und Seminare wird das Haus gern gebucht, das so malerisch im Wald liegt. Hier feierte Botho Lukas seinen 80. Geburtstag und lag Bill Ramsey in den Federn.

Karl-Heinz Baumgartner hat sich mit der kleinen Karte, die er stets durch eine Tageskarte ergänzt, auf seine Klientel eingestellt. Es gibt gut-bürgerliche Gerichte wie „Bratkartoffelpfanne mit zwei Spiegeleiern und gemischtem Salat“ oder „Gebratene Hähnchenbrust mit Champignons an frischen Blattsalaten“. Kleiner Hunger kann mit Suppen ab 3,50 Euro, Chili con Carne für 4,80 Euro oder „Bratwurst auf Sauerkraut und Kartoffeln“ für 5,80 Euro gestillt werden. „Pfannkuchen mit Hackfleisch und Käse überbacken“ gibt’s für 7,90 Euro, ein „Jägerschnitzel mit Pommes frites und Salat“ für 11,50 Euro und das „Rumpsteak an Pariser Pfeffersoße mit Kroketten und Salat“ markiert mit 16,50 Euro preislich das obere Ende der Speisekarte.

„Die Stärke unseres Hauses ist die gut-bürgerliche Küche für Ausflugsgäste“, fasst der Chef zusammen. Das rustikal-gediegene Ambiente passt dazu. Saisonal spiegeln Spargel-, Pfifferling-, Matjes- oder Wild-Menüs die Trumpfkarte der Natur wider. Zudem streut Karl-Heinz Baumgartner als gebürtiger Österreicher hier und da Spezialitäten aus seiner alten Heimat ein, etwa Haschée-Knödel mit Sauerkraut, frischen Kaiserschmarrn oder Tafelspitz. Auf Bestellung seien auch noch viele andere Gerichte möglich, erklärt er. Sie vorzuhalten, mache aber bei dem hohen Ausflügler-Anteil keinen Sinn. Denn wer wandert bei Regen schon durch den Königsforst? Bei Sonnenschein quillt der Biergarten dagegen manchmal förmlich über, weshalb der Chef vor einigen Jahren einen Selbstbedienungsausschank baute, der solche Spitzenzeiten abzufangen hilft.

„Man muss hier sehr flexibel sein“, stellt der gelernte Koch fest. Das ist für ihn jedoch kein Hindernis, eher ein Vorteil. Denn auf eingefahrenen Gleisen hat er nie gern gearbeitet. Nach seiner Ausbildung war er als Küchenchef auf Fracht- und Passagierschiffen unterwegs, später wurde er Teamleiter bei der Bundesbahn, fuhr drei Jahre im Speisewagen die Strecke Dortmund–Paris. „Da habe ich sehr viel gelernt durch das internationale Publikum.“ Auch bei der Köln-Düsseldorf heuerte er in der Kombüse an, wechselte schließlich ins Auto, um als Außendienstler Wein und Profi-Küchentechnik zu vertreiben. Dass er schließlich 2001 in der Forsbacher Mühle „sesshaft“ wurde, ist einem Bekannten zu verdanken, der ihm das geschichtsträchtige Haus empfahl, das seit 1941 der Forsbacher Familie Hartl gehört. Baumgartner, der damals in Refrath lebte, war zunächst skeptisch. „Aber ich bin immer mehr auf den Geschmack gekommen, je mehr ich mich mit dem Objekt befasst habe.“ Dass er neben dem Restaurant 24 Hotelzimmer, die er nach und nach renoviert, unter seinen Fittichen hat, gefällt ihm besonders, da ihm bei den Messegästen seine internationale Erfahrung zustatten kommt.

Wer eincheckt blickt über Karl-Heinz Baumgartners Schulter geradewegs in die Augen von Willy Ostermann. Der Kölner Komponist gehörte einst zu den Stammgästen der Forsbacher Mühle, die 1618 vom Herrn des Hauses Forsbach am Weierbach angelegt worden war und sich wegen häufigen Wassermangels 1880 um eine Gastwirtschaft erweiterte. Wie viele andere kam Ostermann öfters. „Vielleicht sind auch einige seiner Texte hier entstanden“, sinniert der Chef, der seit vorigem Jahr Standort-Liebe mit dem von ihm kreierten „I love Forsbach“-Lutscher bekundet.
Ute Glaser

Kontakt:
Waldrestaurant & Hotel Forsbacher Mühle
Mühlenweg 43
51503 Rösrath-Forsbach
Telefon: (0 22 05) 22 94 oder 90 08 40
Fax: (0 22 05) 49 43
info@forsbacher-muehle.de
www.forsbacher-muehle.de

24 Gästezimmer, Restaurant mit 70 Plätzen, Saal mit 80 Plätzen, Tagungsraum bis 40 Personen, Biergarten mit 250 Plätzen, Kinderspielplatz
Geöffnet täglich: April bis September 11 bis 23 Uhr, Oktober bis März 15 bis 23 Uhr (einzige Ruhetage: 24. und 31. Dezember)
Küche: 18 bis 21.30 Uhr, April bis September auch 11.30 bis 14.30 Uhr; Imbiss zu jeder Zeit möglich

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