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Journalistin

  

Donnerstag, 10. August 2006
    

   

UNSERE STADT: Teures Blut

Von Ute Glaser

"Ist das neu?" Ich gucke an mir hinab, um die Frage redlich zu beantworten. Der bunte Rock? Nein, der ist nicht neu. Den habe ich nur ewig nicht angehabt. Wo ich den gefunden hätte, will mein entzücktes Gegenüber wissen.

Ich antworte gern, lebt doch damit die Erinnerung ans sauerländische Schmallenberg wieder auf, wo ich das Teil 2005 während eines Tagesausflugs mit meiner Schwester fand.

"Ist das Oberteil auch daher?" Falsch. Das pinkfarbene T-Shirt ist ein Andenken an Leipzig. Da war ich mit meinem Mann. Eine tolle Stadt, viel besser als Bielefeld, wo wir früher öfters beruflich waren und wo - ich zeige vielsagend auf meine spitzen Streifenschuhe - ich einen tollen Laden entdeckte.

Diese Schuhe hatten sogar in der Bäckerei mal einen wildfremden Senior animiert, mich anzusprechen. Er tippte allerdings auf italienische statt Bielefelder Provenienz. Italien! Der prüfende Blick zeigt mir, dass ich gerade nichts aus diesem Urlaubs-Dorado am Leib trage.

Dafür stammt die Jacke aus Emden, die Unterwäsche aus den USA, das Ohrgeschmeide von Rügen, der Ring zwar aus Wermelskirchen, doch sein Stein immerhin aus Sri Lanka. Im Rucksack mitgebracht. Was mir der Berufs- und Familienalltag an Bummel- und Einkaufszeit vorenthält, hole ich während des Urlaubs rigoros nach.

Diesen Einkäufen haftet als Plus der wunderbare Mitbringsel-Effekt an, der beim Ankleiden das Herz öffnet und positives Urlaubsflair verbreitet. Diesen Sommer muss ich übrigens ohne größere Reise auskommen. Macht aber nichts, denn zum einen ist der Sommer hier herrlich, und zum anderen setze ich mich, sollte mich plötzlich das Fernweh packen, einfach träumend vor den Kleiderschrank.

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