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Freitag/Samstag, 5./6. Dezember 2003
GLOSSE: Nikolaus als dreister Dieb? Von Ute Glaser "Lustig, lustig tralalalala, bald ist Nikolausabend da." Als alle Kinder noch singen und die Eltern den Text konnten, in jenen Zeiten begab es sich, dass der Nikolausabend tatsächlich ein Abend war. Am 6. Dezember.Aber die Zeiten haben sich geändert. Schon weit vor dem Nikolausabend und selbst dann, wenn er kalendarisch längst vorbei ist, irrt der bärtige Mann auf Weihnachtsmärkten und -feiern umher. Nicht selten jedoch kommen die weihnachtsgestressten Eltern ein wenig ins Schwitzen. Denn die Kleinen sind nicht auf den Kopf gefallen: "Mama, der Nikolaus sieht aber ganz anders aus, als der von gestern." Woher die plausible Erklärung nehmen, wenn nicht stehlen? A propos Stehlen. Zwar ist der Nikolaus eigentlich der Freund der Kinder. Möglicherweise gilt er jedoch bald auch als der Freund der Diebe und Einbrecher. Denn vorbei ist die Zeit, da der bärtige Mann nur nach Klopfen an der Tür ins Haus trat oder per Schlitten am Märchenwald oder Warenhaus vorfuhr. Jetzt hat er seine Vorliebe fürs Klettern entdeckt: an Fassaden, Terrassen und Balkonen hängt er zwischen Himmel und Erde, stets mit schwerem Sack bepackt. Für Langfinger, die in der Vorweihnachtszeit ohnehin Hochkonjunktur haben, eigentlich ein genialer Partner. Zumal nicht selten eine Leiter dazu gestellt wird. So mancher Dieb wird sich freuen - andernfalls hätte er das sperrige Ding selbst anschleppen müssen. In Nikolaus Schatten lässt sich lässig zu Fenster oder Balkontür kraxeln. Wer ganz sicher gehen will, setzt sich selber eine rote Mütze auf. Und vielleicht hat Nikolaus auch gar nichts dagegen, wenn man sich den Sack mal leiht? Und wenn's jemand sieht? Macht nix. Denn bei den immer neuen Blüten des Vorweihnachtskults mag der - vielleicht vom Glühwein schon lustig beseelte - Betrachter gerne denken, diesmal habe Nikolaus wohl Knecht Ruprecht mitgebracht. "Lustig, lustig tatütatüta, bald ist die Polizei auch da."
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