Neu: Die "Elterntrickkiste" -
ein Buch unserer Autorin Ute Glaser
Mehr als ein klassischer "Elternratgeber"
Sie ist freie Journalistin, Fotografin,
Religionslehrerin – und Ghostwriterin für Heidi Klum. Ist die
Medienbeauftragte der Gnadenkirche in der Evangelischen Kirchengemeinde
Bergisch Gladbach und leitet eine Konfirmandengruppe in Delling. Die Liste
ihres ehrenamtlichen Engagements ist beachtlich und breit gefächert. Sie
hat auch schon häufig für uns geschrieben und fotografiert, erst im
„WEG“, dann für das Internet. Und sie ist Mutter. Jetzt hat sie ein
Buch geschrieben – und das soll hier kurz vorgestellt werden.
Ein Appell, auf das eigene Bauchgefühl
zu hören
Die Rede ist von Ute Glaser. Und das Buch heißt „Die
Elterntrickkiste“. Untertitel: „So bekommen Sie Zahnputzverweigerer,
Gemüseverächter und andere Widerständler spielend in den Griff.“
Vielleicht das wichtigste Wort dieses Titels ist „spielend“. Denn hier
schreibt keine (Zeigefinger-)Pädagogin – wohl aber eine Frau mit großem
pädagogischen Gespür. Hier schreibt auch nicht die Religionslehrerin -
Dogmen aller Art wird man in dem Buch vergeblich suchen. Wohltuend
allerdings, dass sie sich nicht scheut, beispielsweise auch ein Abendgebet
als regelmäßigen Baustein des Abendrituals – vor dem Gutenachtkuss –
ausführlich zu erwähnen. Um zugleich Alternativen zum Gebet aufzuzeigen,
die ähnliche Wirkungen der Vertrautheit, der Nähe, der Liebe entfalten können.
Nein, das Buch ist das genaue Gegenteil einer belehrenden Erziehungshilfe,
es ist in erster Linie ein Appell, auf das eigene Bauchgefühl zu hören.
Und wo das vielleicht nicht ganz so klar mit den Eltern „spricht“,
sich ganz einfach ein paar simple Dinge klar zu machen. Wer zum Beispiel
sein Kind scheinbar unverbindlich fragt: „Wollen wir jetzt zur Oma
fahren?“ muss mit einem klaren „nein“ rechnen – und guckt beim
ersten Mal vielleicht ein wenig verdutzt, bis Mama oder Papa sich klar
gemacht haben, dass das Kind in seiner Antwort viel klarer war als der
Erwachsene mit seiner Frage. „Echte Fragen – Aufträge ohne
Fragezeichen formulieren“ ist dieses Kapitel überschrieben. Andere
Kapitel enthalten schon in der Überschrift die wichtigsten Botschaften
– was Glaser allerdings keineswegs daran hindert, unter diesen Überschriften
immer wieder mit höchst amüsanten, sehr präzise beobachteten Beispielen
aus dem täglichen (Eltern-)Alltag aufzuwarten. Wer allein die Überschriften
lesen würde, hätte eigentlich schon die wichtigsten Inhalte verstanden,
etwa: „Stimme & Mimik – immer passend zur Botschaft“. Klar! Doch
mit dem Lesen des Kapitels bleibt in all den kleinen Beispielen vermutlich
viel besser und eindrücklicher hängen, worum es eigentlich geht.
"Abgucken" statt neu erfinden
Die große Kunst von Ute Glaser in diesem Buch besteht darin, den
Lesern nie das Gefühl zu geben, es sei banal, wovon sie da schreibt –
das ist vermutlich ihrer langjährigen journalistischen Erfahrung zu
verdanken. So präzise beobachtet und geschrieben sind Elternratgeber
selten. Und obwohl vermutlich fast allen Lesern das Beschriebene mehr oder
weniger bekannt sein dürfte, ertappt man sich immer wieder dabei zu
denken: „Ja, genauso ist es!“ – mit dem leisen Verdacht: „Aber so
deutlich hat mir das noch nie jemand gesagt!“ Viele Punkte werden
untermauert mit einem Kasten, in dem „Universalrezepte“ sagen sollen:
„Wie geht das nun eigentlich genau?“ Aber - wie schon gesagt -: kein
bisschen belehrend. Und das ist das andere, ganz große Plus dieses Buchs:
Glaser stellt gleich zu Beginn klar, dass es „keine Patentrezepte“,
wohl aber Generationen von findigen, klugen Eltern gibt und gab. Sie gibt
offen zu, wie ärgerlich sie selbst es als Mutter fand, für alle
brenzligen Situationen mit dem Kind „Lösungen selbst erfinden“ zu müssen.
So verlegte sie sich aufs „Abgucken“: Bei Großeltern oder Freundinnen
beispielsweise – aber niemals aus Erziehungsratgebern. „So fußt die
‚Elterntrickkiste’ auf Erfahrungen statt akademischen Erkenntnissen
– wenngleich sich vieles wissenschaftlich untermauern lässt. Es geht
jedoch um Praxis, nicht um Theorie“, schreibt sie in ihrem Vorwort mit
dem Titel „Den Alltag verfröhlichen“.
Kinder ernst nehmen
Das mit dem „Verfröhlichen“ gelingt natürlich nicht immer,
da ist Glaser ganz ehrlich. Manchmal hilft einfach nur noch: „Augen zu
und durch“. Etwa wenn das Kind in der Trotzphase steckt. Doch so simpel
manche von Glasers Erkenntnissen auf den ersten Blick vielleicht wirken mögen,
sie sind alles andere als das. Wut zum Beispiel gehört zum Alltag dazu
– für Eltern wie für Kinder. Es wäre „fatal, Wut als etwas Falsches
oder Böses abzustempeln. Das Kind sollte wissen: Auch unglaublicher Ärger
gehört zu mir, er ist okay. Zugleich sollte es unbedingt lernen, mit ihm
sozialverträglich umzugehen. Die Kunst ist es, die Wut herauszulassen,
ohne sich selbst oder anderen zu schaden.“ Drei Kapitel weiter schon
wieder so ein Satz, der scheinbar lapidar ganz wesentliche Punkte
menschlichen Zusammenlebens trifft: „Durch solche verständnisvollen
Worte beruhigt sich das Kind meist relativ schnell, denn es spürt, dass
seine Gefühle ernst genommen werden.“ Nicht nur an dieser Stelle schoss
es mir, erwachsene Leserin, durch den Kopf, wie wahr viele dieser
grundlegenden Einsichten auch im Zusammenleben von Erwachsenen bleiben!
Insgesamt 200 praxiserprobte Tipps liefert das Buch, übersichtlich
unterteilt in Lebensbereiche - oder „Problemzonen“ – wie Essen,
Schlafen, Unterwegs oder „im Bad“, ergänzt durch 29
„Universalrezepte“ und Tipps für das „Miteinander“ – nicht nur
zwischen Eltern und Kindern, sondern auch in der Paarbeziehung. Denn klar
ist: Nicht nur Kinder müssen lernen, auch die Eltern. Zum Beispiel, dass
die „Bettelfalle Supermarkt“ ein hervorragendes „Trainingslager“
dafür sein kann, wie das „Betteln“ in den Griff zu kriegen ist. Oder
dass die Erwachsenen auch dann „nur eingreifen sollten, wenn’s nötig
ist“, wenn dem Kind blutige Knie beim Hinfallen drohen, denn: Wenn
Erwachsene sofort noch schreckhafter als ihre Kinder reagieren,
„spiegelt das Kind sogleich den Schrecken wider, den es beim Erwachsenen
wahrnimmt“ – und lernt nur schwer, sein eigenes Tempo richtig einzuschätzen".
Oder die Sache mit dem „der/die war schuld....“ wenn Kinder sich
beispielsweise im Sandkasten in die Haare kriegen. Glasers Vorschlag
beruht auf einer in England entwickelten Methode, die die Schuld-Frage
gleich außen vor lässt. Wenn statt ständiger Schuldzuweisung die im
Sandkasten tobenden Kleinen gefragt würden: „Wer will hier in Ruhe
spielen? Wie kriegt ihr das hin? Ihr seid die Experten!“ sei das ein
„wertschätzender, ernster Ton“ und „die Anerkennung der Kinder als
Fachleute.“
Sind Kinder- und Erwachsenenwelten wirklich verschieden?
Und das ist vielleicht das letzte „Geheimnis“ dieses Buchs:
Ute Glaser stellt sehr exakt die Welt aus Kindersicht dar: dass im
Kinderzimmer andere Ordnungsmaßstäbe gelten (sollten) als im Rest der
Wohnung, dass Kinder „von Natur aus kein Verständnis für Waschlappen
und Zahnbürsten“ haben, dass nächtliche Ängste daher kommen können,
dass Kinder noch weniger als Erwachsene „zwischen Traum und Realität
unterscheiden können“ – diese Aufzählung könnte noch lang weiter
gehen. Klar ist: Kinder sind Kinder. Und sie sind in vielen Dingen anders
als Erwachsene. Aber als Erwachsener sollte man sie einfach ganz genauso
ernst nehmen wie einen Gleichaltrigen, sollte ihnen den gleichen Respekt
entgegen bringen wie dem erwachsenen Bruder oder der gleichaltrigen
Freundin. Damit entfallen unter Umständen manche scheinbaren
„Erziehungsprobleme“ ganz von selbst. Und vor allem, um sich das (noch
einmal) klar zu machen, ist dieses Buch absolut lesenswert! Und natürlich
auch wegen der vielen vergnüglichen Beispiele.....
Das Buch
„Die Elterntrickkiste - So bekommen Sie Zahnputzverweigerer,
Gemüseverächter und andere Widerständler spielend in den Griff"
von Ute Glaser ist erschienen im Gräfe und Unzer Verlag, München, ISBN
978-3-8338-2039-7, ist überall im Buchhandel erhältlich und kostet 17,99
Euro.
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