Heft 2/2006 April - Juni 2006
Interview
mit Netzwerk-Manager Volker Suermann: "Den Standort als Marke
etablieren", Rheinisch-Bergischer Kreis
Volker
Suermann - Kurzporträt
Cluster - eine Begriffsbestimmung
Firmenporträt:
Kreation von Deko-Welten - Kaufhold Schauwerbung in Kürten
Firmenporträt:
Sandwich, Wrap & Co. - Gesunde Snacks, Kürtener Produzent setzt auf Frische
ohne Zusatzstoffe
Der Erfinder des Sandwichs
Neu im RBW-Team: Netzwerk-Manager Volker
Suermann
Studien belegen es: Wo „genetzwerkt“
wird, ist die Produktivität höher. Die Gesellschafterversammlung der
Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) hat daher
beschlossen, Firmen-Netzwerke zu initiieren in den beiden Bereichen, die im
Rheinisch-Bergischen Kreis besonders stark vertreten sind: Automotive und
Gesundheitswirtschaft. Dafür wurde eine Stelle im RBW-Team mit einem
„Projektleiter für den Aufbau von Kompetenzfeld-Netzwerken“ besetzt.
Der neue
Netzwerk-Manager heißt Volker Suermann (35), lebt in Düsseldorf und ist ein im
Netzwerken erfahrener Diplom-Geograph. An seinem ersten Arbeitstag, dem 1.
Februar 2006, sprach Ute Glaser mit ihm und Oliver Wolff, RBW-Geschäftsführer
und Kreisdirektor.
Warum ein
Netzwerk-Manager?
Oliver Wolff: Die
Wirtschaftsbereiche, in denen der Rheinisch-Bergische Kreis stark ist, müssen
wir beackern, wenn wir die Philosophie verfolgen, die Stärken zu stärken. Wir
haben den Standort analysiert und festgestellt, dass wir ein besonders starker
Standort im Gesundheitswesen und Automotive sind. Deshalb ist es die zentrale
Aufgabe von Herrn Suermann, Firmen-Netzwerke in diesen beiden Bereichen zu
entwickeln.
Volker Suermann: Ein Auto wird
nur noch zu 30 Prozent von den Automobilherstellern selbst produziert. Diese
Tendenz wird weiter zunehmen. Dieses Outsourcing von Kompetenz ist eine Chance
des Rheinisch-Bergischen Kreises, weil hier bereits sehr starke Zulieferfirmen
ansässig sind. Auch im Bereich Ingenieur- und Consulting-Dienstleistung gibt es
verschiedene Automotive-Unternehmen. Das Gesundheitswesen ist derzeit der größte
Arbeitgeber im Kreisgebiet. Die Kompetenzen sind in diesem Bereich sehr breit
angelegt – von Krankenhäusern bis Dienstleistungen in Management,
Prozessberatung, Medizintechnik und Pharma.
Was ist Ihr Ziel?
Suermann: Die Profilierung des
Wirtschaftsstandorts. Das ist eine Art Antwort der Region auf die
Globalisierung. Es geht darum, sich ein eigenständiges, wiedererkennbares
Profil zu geben, um so die Leistungsfähigkeit des Standorts zu erhalten und zu
entwickeln, um Wachstums- und Beschäftigungseffekte zu realisieren. Zentraler
Punkt ist dabei die Partnersuche, indem man versucht, Unternehmen entlang der
gesamten Wertschöpfungskette vor Ort zu gewinnen und permanent Lücken zu
schließen. Das kann durch Ausweitung der Geschäftsfelder oder durch
Neuansiedlung geschehen.
Dabei kann der
Netzwerk-Manager helfen?
Suermann: Ja. Wir versuchen, Neugründungen
in der Region zu realisieren oder dass Unternehmen ihren Sitz von außerhalb
hierhin verlagern. Wir helfen ansässigen Firmen bei der Partnersuche, indem wir
sie an einen Tisch bringen. Zum Beispiel bei Unternehmerstammtischen, -foren und
anderen Angeboten.
Wolff: Wir wollen uns als vernünftiger
Standort outen. Die Firmen sollen sagen: Da ist es nicht nur schön, da wird man
auch unterstützt. Der Anspruch ist, ganz konkrete Projekte durchzuführen.
Zum Beispiel?
Wolff: Zum Beispiel die
Unternehmensentwicklung zu unterstützen, indem Fördermittel akquiriert werden.
Ab 2007 ändert sich die Zuteilung der europäischen Fördermittel aus
Strukturfonds. Viele wissen das noch gar nicht. Es gibt dann keine
mikrogeographische Abgrenzung von Fördergebieten mehr, die bisher dem
Ruhrgebiet und Aachener Raum Fördergelder bescherte, sondern dann können
Projekte und Programme gefördert werden. Also auch im Rheinisch-Bergischen
Kreis. Es ist wichtig, dass die Leute wissen: Bei der RBW gibt es jemanden, der
genau da hilft und unterstützt, der weiß, wo die Reise hingeht.
Welchen Service können
Firmen erwarten?
Suermann: Ich werde Fördermöglichkeiten
erfassen, technologische Trends in den beiden Kompetenzfeldern beobachten,
Unternehmensprofile erstellen, andere Kompetenz-Netzwerke analysieren und diese
Ergebnisse den Unternehmen zugänglich machen. Dies kann durch Newsletter,
Broschüren und Meetings geschehen. Ich werde Projekte initiieren und managen,
Aus- und Weiterbildungsseminare anbieten oder vernetzen und beim Aufbau von
Firmenkontakten ins Ausland helfen, um den Standort international zu
positionieren. Außerdem werde ich bei Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
unterstützen und koordinieren, denn es geht darum, dass man das Netzwerk und
den Standort als Marke etablieren muss, ähnlich wie sich die Messtechnik als
„Measurement Valley“ in Göttingen einen Namen gemacht hat.
Wie geht’s nach dem ersten
Arbeitstag weiter?
Suermann: Wir sind in der Vorbereitung,
in der Strategiefindung. Ich möchte mit den potentiellen Akteuren der beiden
Kompetenzfelder ins Gespräch kommen, eventuell eine Unternehmensbefragung
durchführen, um Ziele und Wünsche zu erfahren. Es ist nichts vorgeplant. Es
wird den Unternehmen und anderen Partnern ein Angebot gemacht. Jeder kann sich
einbringen. Über Ziele und Innovationsschwerpunkte verständigt man sich
gemeinsam. Die Basis entscheidet. Die RBW und ich koordinieren und
moderieren.“
Haben Firmen-Netzwerke einen
Nutzen?
Wolff: Das Ganze wird nur von Erfolg gekrönt
sein, wenn wir erfolgreiche Einzelprojekte durchführen und die Unternehmer
sagen: Mensch, das lohnt sich, ich könnte etwas verpassen, wenn ich da nicht
mitmache.
Suermann: Es ist eine
langfristig angelegte Sache. Man braucht einen langen Atem.
Wie lange?
Suermann: Es könnten eher zehn als sechs
Jahre werden. Aber Studien haben gezeigt, dass Unternehmen, die in
Kompetenz-Netzwerken engagiert sind, eine um 10 bis 40 Prozent höhere
Produktivität haben, und dass in Regionen, wo Kompetenz-Netzwerke aufgebaut
wurden, in den Kompetenzfeldern deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Volker
Suermann - Kurzporträt
Der 35-Jährige Düsseldorfer wurde
in Beverungen geboren. In Göttingen studierte er Geographie mit den
Schwerpunkten Wirtschaftsgeographie, Standortplanung, Stadt- und
Regionalentwicklung. Als Netzwerker outet ihn bereits seine Diplomarbeit mit dem
Titel „Entwicklung und Perspektiven regionaler Unternehmensnetzwerke
untersucht am Beispiel des Measurement Valley e.V. in Göttingen“.
Im Anschluss
ans Studium arbeitete der Diplom-Geograph von 1998 bis zum Wechsel zur RBW in
Kassel als Projektleiter für kommunales Standortmarketing und Stadtmarketing.
Er konzipierte, koordinierte und moderierte lokale und regionale
Marketingstrategien. Außerdem entwickelte er ein stadtintegriertes
Dorf-Marketing im Auftrag der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe und
Rheinland.
Als Volker
Suermann mit seiner Lebensgefährtin nach Düsseldorf zog, entdeckte er das
Stellengesuch der RBW. „Das korrespondiert sehr mit meinen bisherigen
Erfahrungen. Die kann ich hier weiterentwickeln“, begründet er seine
Bewerbung. Warum die RBW sich für ihn entschied? Oliver Wolff: „Er hat
selbstständig gearbeitet und dies im kommunalen Dunstkreis. Er hatte
Beziehungspunkte in punkto Fördermittel und er hat gute Ideen, solche
Unternehmensnetzwerke zu fördern.“
Kontakt:
Volker Suermann
Projektleiter für den Aufbau von Kompetenzfeld-Netzwerken
Rheinsch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Overather Straße 8
51429 Bergisch Gladbach
Fon: (0 22 04) 9 76 30
Fax: (0 22 04) 97 63 99
E-Mail: suermann@rbw.de
www.rbw.de
Cluster
Der Begriff „Cluster“ sprießt
allenthalben wie Löwenzahn im Frühling – und wird oft falsch benutzt. Volker
Suermann stellt klar: „Ein Cluster ist die räumliche Konzentration von
Unternehmen zu einem bestimmten Kompetenzfeld, wobei diese Unternehmen
miteinander im Wettbewerb stehen, aber auch kooperieren“
Sich
selbst sieht er derzeit als Projektleiter des Netzwerk-Aufbaus im
Rheinisch-Bergischen Kreis, allenfalls als „Netzwerk-Manager“. Die
Bezeichnung „Cluster-Manager“ hört er nicht gern. Jedenfalls noch nicht:
„Da wir ein regionales Kompetenz-Netzwerk wollen, könnte es ein Cluster
werden.“ Oder zwei?
„Kaufhold – Schauwerbung“ sorgt für
Dekorationen aus einem Guss
Dass Weihnachten und
Ostern auf einen Tag fallen, ist für Karl Nikolaus Kaufhold gewissermaßen
normal. Denn während in dem einem Regal Häschen, Osterwolle und Frühlingsblumen
lagern, macht es sich ein paar Meter weiter ein Nikolaus bequem. Von den
abgetakelten, aber immer noch taufrisch-grünen Weihnachtsbäumen einmal ganz
abgesehen, die sich mit anderem, Jahreszeit unabhängigen Grünzeug in Kürten-Biesfeld
ein Stelldichein geben – und auf ihren nächsten Einsatz warten. Bei
„Kaufhold – Schauwerbung“ verschwimmen die Jahreszeiten und auch die
Grenzen zwischen dem, was echt und was künstlich ist.
Echt ist auf jeden Fall
der Chef: Karl Nikolaus Kaufhold, 41 Jahre alt, hat vor zehn Jahren die Firma
gegründet und seither die Fäden in der Hand. Dekorationen aller Art sind sein
Metier, wobei die attraktive Gestaltung großer Einkaufscenter zum Schwerpunkt
geworden ist. Bundesweit. In München montierte der Kürtener riesige
Leuchtengel an die Außenfassade der „Fünf Höfe“, für die Volme-Galerie
in Hagen baute er eine überdimensionale „Häschenschule“ und fürs
Vitus-Center Mönchengladbach die Sommerdekoration. Die Shopping Arkaden Bocholt
bekamen einen funkelnden Riesen-Tannenbaum aus seiner Hand und die Fronhofer
Galeria in Bad Godesberg eine schimmernde Leucht-Deko. Auch fürs Einkaufscenter
in Köln-Weiden und das Märkische Zentrum in Berlin arbeitete der 41-Jährige
bereits, der die Mischung aus Handwerk, Organisation und Kreativität bei seinem
Beruf liebt.
Ob aus
Papier, Stoff, Farbe, Holz oder Metall: Karl Kaufhold kann aus fast allem etwas
machen. Sein Alltag hat viele Facetten, und „dass man mit verschiedenen
Materialien kreativ arbeiten kann“, fand er am Beruf des Schauwerbegestalters
von Anfang an reizvoll. Die Ausbildung absolvierte er nach Mittlerer Reife und
Fachabitur beim Kölner Kaufhof, wo er noch zwei weitere Jahre als Dekorateur
blieb. Es folgte ein Jahr bei der damaligen Kürtener Ladenbaufirma Maier +
Pistor, bevor er Innenarchitektur in Düsseldorf studierte. Neben dem Studium
erhielt er über die Empfehlung eines ehemaligen Kollegen bereits so viele
Dekorationsaufträge, dass er 1996 seine Schauwerbung-Firma gründete. „Ich
habe dann irgendwann vor dem Diplom mit dem Studium aufgehört. Die Firma lief
so gut, warum sollte ich die runterfahren?“ Statt für Prüfungen zu büffeln,
verschönte er lieber gegen Bares Schaufenster, Einkaufsmeilen und Säle. „Ich
bin in die Selbstständigkeit reingepurzelt.“
Garage und
Keller wurden in Schildgen bald zu klein, so dass Karl Kaufhold eine
120-Quadratmeter-Halle in der Nähe anmietete. Später zog er in noch größere
Räume nach Köln-Dellbrück, 2002 dann nach Kürten-Biesfeld, wo sich nun auf
260 Quadratmetern Möwen, Schaufensterpuppen, Kuscheltiere und ein Indianer
tummeln. Auch ein Polizist und die Freiheitsstatue sind an diesem Ort
anzutreffen, der für den Chef eine geschichtliche Dimension hat: Früher saß
in dieser Halle Maier + Pistor, ein Geschoss tiefer war sein Büro als
Dekorateur. „Hier war die Schreinerei“, erinnert er sich mit Blick auf sein
Sammelsurium aus Weihnachtssternen, Holzkarren, Märchensessel und Ampel, in dem
ein großer Arbeitstisch dominiert. An ihm und an der Werkbank kann er die Zeit
vergessen. „Ich kann stundenlang werkeln. Das macht mir unheimlichen Spaß.“
Besonders
gern baut er Szenarien, kleine Geschichten. So etwas läge derzeit gerade zu
Ostern im Trend. Deshalb wird das übermannsgroße hölzerne „Häschenschule“-Buch,
das er fertigte und samt Leih-Schulbänken des Schulmuseums Katterbach und Frühlingswiese
in Hagen aufbaute, gewiss dieses Jahr wieder Passanten erfreuen. Besonders gern
nutzt Karl Kaufhold auch altgedientes Material. „Als Dekorateur gehört man
zur Gattung der Sammler und Jäger.“ Schmunzelnd erinnert er sich an die alten
Schlagläden, die er vor Jahren in einem kleinen Autochen vom Sperrmüll holte.
Auch das malerische Rundbogenfenster wäre auf dem Müll und niemals in seiner
Weihnachtslandschaft gelandet, wenn er es in Schildgen nicht beim Ausbau
gerettet hätte. Die vier weihnachtlichen Szenarien mit den großen beweglichen
Figuren bewahrte der Biesfelder ebenfalls vor dem Aus: Er baute sie
verpackungsfreundlicher um und gab ihnen so eine praktikable Transport-Zukunft.
Glück für
den Schauwerbegestalter, dass seine Ehefrau Linda ins Geschäft mit einstieg und
es fachlich ergänzt. Denn die gelernte kaufmännische Angestellte schloss 2004
eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau ab und kann sich seither zu
neudeutsch auch Event Managerin nennen. 2005 machte sie – unterstützt von der
Existenzgründerberatung der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft
– unter dem Namen „Kaufhold Konzepte“ ihre eigene Firma auf. Entsprechend
soll bei „Kaufhold – Schauwerbung“ neben der Dekoration von
Einkaufscentern auch die Dekoration und Durchführung von Veranstaltungen zum
Schwerpunkt ausgebaut werden. Ohnehin sind in der Praxis die Tätigkeitsfelder
der Eheleute eng verzahnt. „Ich gehe mit dekorieren, ich mache viel Buchführung
und wir spinnen die Konzepte gemeinsam aus“, erzählt Linda Kaufhold.
Realisiert werden die Aufträge oft gemeinsam mit anderen Dekorateuren, die als
Subunternehmer für die Firma arbeiten.
Aber es muss
kein Einkaufscenter sein: Die Biesfelder erledigen auch kleinere Aufträge. Sie
dekorieren das Schaufenster nebenan, verzaubern Turnhallen für Familien-Partys
mit Stoff und Licht oder vermieten ihre riesigen Lego-Figuren genauso gern für
private Zwecke wie Zapfsäule oder Indianer. Und wer Weihnachten und Ostern an
einem Tag feiern möchte – zumindest dekomäßig ist das mit der Hilfe von
Kaufholds kein Problem.
Ute Glaser
Kontakt:
Kaufhold – Schauwerbung
Karl Nikolaus Kaufhold
Büro: Hülsensteeg 25, 51515 Kürten
Lager: Wipperfürther Straße 219, 51515 Kürten
Fon: (0 22 68) 80 04 50
Fax: (0 22 68) 80 04 51
Mobil: 0172/ 6 02 72 56
E-Mail: karl@kaufhold-schauwerbung.de
www.kaufhold-schauwerbung.de
Gesunde Snacks: Kürtener Produzent setzt auf
Frische – ohne Zusatzstoffe
Sandwich Club: Das klingt nach einer
eingeschworenen Gemeinschaft von Sandwich-Liebhabern. Und genau die möchte die
Firma, die sich den Namen „Sandwich Club GmbH“ gegeben hat, gewinnen. Dafür
haben sich die beiden Chefs, die in Kürten-Bechen ihr Büro haben und in Kürten-Herrscherthal
produzieren, Qualität und Frische als Leitlinie verordnet. Die
Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) half bei der
Realisierung. Gesunde Produkte sind das Ziel des jungen Unternehmens.
Haltbarkeits-Begasungen, Konservierungsmittel im Vollkornbrot der Sandwiches und
andere Zusatzstoffe sind tabu. Das schätzen immer mehr Kunden: von Supermärkten
und Möbelhäusern über Messen und Tankstellen bis hin zu Bahnhöfen und Flughäfen.
Die Haare
verschwinden unter der Haube, der Körper unterm Kittel, die Füße in
Gummistiefeln. Alles blütenweiß. Jeder Schmuck wird abgelegt, bevor es erlaubt
ist, die Hygieneschleuse zu passieren und sich an einem der beiden Fließbänder
an die Arbeit zu machen. Hier vollzieht sich die Verwandlung nackter
Toastscheiben, Brötchen und Fladen in leckere Snacks. Während ein Team in wohl
abgestimmter Handarbeit ein Baguette mit Lollo Rosso-Salat, Roastbeef und
hausgemachter Olivenpaste belegt, zaubern die Kollegen gegenüber aus einem
schlichten Teigfladen ein „Sweet Chili Chicken Wrap“ mit viel gemischtem
Salat und einer hauseigenen Hühnerfleisch-Gewürz-Mischung.
„Wir
machen nur Auftragsfertigung“, erläutert Nancy Lohaus, Personalleiterin und
Assistentin der Geschäftsführung. „So können wir mit besseren Zutaten
arbeiten und haben andere Füllungen.“ Shrimps, Hähnchen, Thunfisch, Käse
und frische Salate geben sich ein Stelldichein mit Würzmischungen nach eigenen
Rezepturen. Das Ergebnis muss binnen drei Tagen aufgegessen sein. Sandwich Club
hält nichts von längerer Haltbarkeit, die durch Tricks aus der Chemiekiste
gewonnen wird und Konkurrenzprodukten eine Verzehrspanne von durchaus zwölf
Tagen beschert. Und immer mehr Kunden denken genauso.
Die
Wraps gehen dieses mal an ein Möbelhaus, die Ciabatta-Baguettes an einen
Flughafen. Am Ende des Fließbandes kontrolliert die Waage, ob das Innere hält,
was das Äußere verspricht. 292 Gramm Idealgewicht hat ein „Sweet Chili
Chicken Wrap“, die Toleranz ist gering. Betriebsleiter Engelbert Pick achtet
auf penible Einhaltung der Vorschriften. Dazu gehört neben Hygiene und
Produktionsablauf auch die Temperatur: Die Mitarbeiter müssen auch im Sommer
dicke Pullis tragen, denn wärmer als 10 Grad wird’s im Produktionsraum nicht.
Im Kühlhaus herrschen 3 Grad, im Spezialkühlhaus für Brot und Lachs sogar
minus 24 Grad.
Die zwei Köpfe
des Unternehmens, Matt Jones (35) und Nigel Taylor (34), sind mit Sandwiches groß
geworden. Denn was den Deutschen ihr Brötchen, ist den Engländern ihr
Sandwich. Sie haben das Produkt in Kürten perfektioniert. 45 Mitarbeiter in
Produktion, Büro und Fahrdienst sorgen dafür, dass jede Woche rund 25 000
Sandwiches, Wraps, Bagels und Quiches den Weg in deutsche Kühltheken finden.
Tendenz steigend. „Unser Markt wächst in Deutschland“, freut sich Matt
Jones. Das 2003 gegründete Unternehmen ist auf Expansionskurs, denkt über ein
drittes Fließband nach. Weitere Arbeitsplätze sind in Aussicht.
Trotzdem
hätte es den Sandwich Club wohl nie gegeben, wenn das britische Kaufhaus
„Marks & Spencer“ noch in Köln existierte. Matt Jones war dort von 1999
bis 2001 Geschäftsführer und blieb aus Liebe zu seiner deutschen Frau hier,
als sich der Konzern aus Köln zurückzog. Er, der Geographie studiert und bei
M&S eine betriebswirtschaftliche Management-Ausbildung angeschlossen hatte,
witterte durch seine reiche Erfahrung im Food-Bereich eine Marktlücke:
Sandwiches. „Der britische Markt für Sandwiches ist riesig“, erzählt der
35-Jährige. „Die Leute in England arbeiten viel mehr als hier, sie essen
mittags keine warme Mahlzeit.“ Dieser Trend mache sich nun auch in Deutschland
breit. Mittagspausen würden kürzer, kalte Snacks beliebter. Doch das Angebot
sei im Vergleich zu England bescheiden. „Es ist ein so großer Unterschied:
Qualität, Haltbarkeit und Frische.“ Solch leckere Sandwiches wie in England
gebe es in deutschen Landen einfach nicht.
Jetzt
muss man sagen: gab. Denn Sandwich Club schließt diese Lücke. Was ein gutes
Sandwich ausmacht? Matt Jones (Lieblingssandwich: Mozarella und Rucola) bringt
es auf eine einfache Formel: „Es muss frisch sein und es muss schmecken.“
Dafür sei das richtige Brot sehr wichtig: „Es muss die Füllung halten und
darf keinen zu starken Eigengeschmack haben.“ Der Sandwich Club verwendet für
die klassischen Sandwich-Dreiecke stets Vollkorntoast. Ansonsten kommt der Belag
auf Körner-Ciabatta, Käsebrötchen, Röggelchen, Wrap-Fladen oder Bagel.
Allein wollte Matt Jones seine Firmenidee nicht
umsetzen. Er suchte einen Partner und gewann Nigel Taylor, den er aus britischen
Marks & Spencer-Zeiten kannte und der sich inzwischen beim Konzern
Masterfoods auch mit Sandwiches beschäftigte. Nigel Taylor, ebenso kreativ und
forsch wie Matt Jones, zog nach Köln, wo 2003 die Sandwich Club GmbH gegründet
wurde und die Produktion im Niehler Hafen am Hansekai mit 500 Sandwiches pro
Woche startete. „Wir hatten eine Cateringfirma gesucht, die für uns
produzieren konnte“, erzählt Matt Jones. Doch auf Dauer ging das nicht gut,
da die Kapazitäten sprunghaft wuchsen. Ein Umzug wurde notwendig und es kamen
neue Herausforderungen auf das Management hinsichtlich Kapitalbedarf,
Organisation und Mitarbeiter zu. „Wir haben jetzt unsere eigene Produktionsstätte“,
freuen sich die Geschäftsführer. Und zwar in den früheren Räumen des
Weidener Fleischgroßhandels, der zu ihren Lieferanten gehört. Dort schlägt
seit 2005 das Herz des Sandwich Clubs, während der Kopf in einem Bechener Bürohaus
arbeitet. Die Firma wurde komplett auf neue Füße gestellt, wobei die RBW in
Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Kürten wertvolle Hilfe
leistete. Vor allem RBW-Berater Bernd Peter Mayer sorgte dafür, dass die
„entstandenen Wachstumsschmerzen“ zu positiven Lösungen führten.
Als
am 16. Mai 2005 das Fließband in Kürten anlief, produzierten zehn Mitarbeiter
5000 Snacks pro Woche. Inzwischen stehen 25 Mitarbeiter aus zehn Nationen in der
Produktionshalle, um wöchentlich 25 000 Snacks herzustellen, wovon manche für
Großkunden unter anderen Labels laufen. Auch die Vielfalt wuchs. Umfasste die
Angebotspalette vor einem Jahr 20 verschiedene Produkte, so seien es heute rund
50, freut sich Nancy Lohaus (Lieblingssandwich: Asia Chili Chicken). Immer
wieder probieren die Chefs neue Rezepturen und Zusammenstellungen aus. Nigel
Taylor braucht dafür keine Zutaten. „Ich habe fast alles im Kopf.“ Fürs
Testessen mit Personal und Freunden gibt’s natürlich reale Prototypen. Einen
Snack-Favoriten hat Nigel Taylor nicht: „Diese Sandwiches sind wie meine
Kinder. Ich kann kein Lieblingssandwich sagen.“
Ute Glaser
Kontakt:
Sandwich Club GmbH
Kölner Straße 420
51515 Kürten-Bechen
Fon: (0 22 07) 70 40 00
Fax: (0 22 07) 70 40 01
info@sandwichclub.de
Produktion:
Kölner Straße 225
51515 Kürten-Herrscherthal
Der Erfinder
„Als im 18. Jahrhundert ein gewisser Earl of
Sandwich beim Glücksspiel plötzlich Appetit verspürte und ihn einerseits nach
ein Mahlzeit verlangte, für die er aber andererseits seine spannende Würfelei
nicht unterbrechen wollte, da kam ihm eine der genialsten Ideen im Food-Bereich:
das Sandwich.“
(aus
der Werbebroschüre der Sandwich Club GmbH
^
|