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Journalistin

  

Heft 2/2006 April - Juni 2006

Herzlich willkommen bei der Rheinisch Bergischen Wirtschaftsförderung mbH

Interview mit Netzwerk-Manager Volker Suermann: "Den Standort als Marke etablieren", Rheinisch-Bergischer Kreis  
Volker Suermann - Kurzporträt   
Cluster - eine Begriffsbestimmung  

Firmenporträt: Kreation von Deko-Welten - Kaufhold Schauwerbung in Kürten  

Firmenporträt: Sandwich, Wrap & Co. - Gesunde Snacks, Kürtener Produzent setzt auf Frische ohne Zusatzstoffe  
Der Erfinder des Sandwichs  

   

„Den Standort als Marke etablieren“

Neu im RBW-Team: Netzwerk-Manager Volker Suermann

Studien belegen es: Wo „genetzwerkt“ wird, ist die Produktivität höher. Die Gesellschafterversammlung der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) hat daher beschlossen, Firmen-Netzwerke zu initiieren in den beiden Bereichen, die im Rheinisch-Bergischen Kreis besonders stark vertreten sind: Automotive und Gesundheitswirtschaft. Dafür wurde eine Stelle im RBW-Team mit einem „Projektleiter für den Aufbau von Kompetenzfeld-Netzwerken“ besetzt.
            Der neue Netzwerk-Manager heißt Volker Suermann (35), lebt in Düsseldorf und ist ein im Netzwerken erfahrener Diplom-Geograph. An seinem ersten Arbeitstag, dem 1. Februar 2006, sprach Ute Glaser mit ihm und Oliver Wolff, RBW-Geschäftsführer und Kreisdirektor.

Warum ein Netzwerk-Manager?
Oliver Wolff: Die Wirtschaftsbereiche, in denen der Rheinisch-Bergische Kreis stark ist, müssen wir beackern, wenn wir die Philosophie verfolgen, die Stärken zu stärken. Wir haben den Standort analysiert und festgestellt, dass wir ein besonders starker Standort im Gesundheitswesen und Automotive sind. Deshalb ist es die zentrale Aufgabe von Herrn Suermann, Firmen-Netzwerke in diesen beiden Bereichen zu entwickeln.

Volker Suermann: Ein Auto wird nur noch zu 30 Prozent von den Automobilherstellern selbst produziert. Diese Tendenz wird weiter zunehmen. Dieses Outsourcing von Kompetenz ist eine Chance des Rheinisch-Bergischen Kreises, weil hier bereits sehr starke Zulieferfirmen ansässig sind. Auch im Bereich Ingenieur- und Consulting-Dienstleistung gibt es verschiedene Automotive-Unternehmen. Das Gesundheitswesen ist derzeit der größte Arbeitgeber im Kreisgebiet. Die Kompetenzen sind in diesem Bereich sehr breit angelegt – von Krankenhäusern bis Dienstleistungen in Management, Prozessberatung, Medizintechnik und Pharma.

Was ist Ihr Ziel?
Suermann: Die Profilierung des Wirtschaftsstandorts. Das ist eine Art Antwort der Region auf die Globalisierung. Es geht darum, sich ein eigenständiges, wiedererkennbares Profil zu geben, um so die Leistungsfähigkeit des Standorts zu erhalten und zu entwickeln, um Wachstums- und Beschäftigungseffekte zu realisieren. Zentraler Punkt ist dabei die Partnersuche, indem man versucht, Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor Ort zu gewinnen und permanent Lücken zu schließen. Das kann durch Ausweitung der Geschäftsfelder oder durch Neuansiedlung geschehen.

Dabei kann der Netzwerk-Manager helfen?
Suermann: Ja. Wir versuchen, Neugründungen in der Region zu realisieren oder dass Unternehmen ihren Sitz von außerhalb hierhin verlagern. Wir helfen ansässigen Firmen bei der Partnersuche, indem wir sie an einen Tisch bringen. Zum Beispiel bei Unternehmerstammtischen, -foren und anderen Angeboten.

Wolff: Wir wollen uns als vernünftiger Standort outen. Die Firmen sollen sagen: Da ist es nicht nur schön, da wird man auch unterstützt. Der Anspruch ist, ganz konkrete Projekte durchzuführen.

Zum Beispiel?
Wolff: Zum Beispiel die Unternehmensentwicklung zu unterstützen, indem Fördermittel akquiriert werden. Ab 2007 ändert sich die Zuteilung der europäischen Fördermittel aus Strukturfonds. Viele wissen das noch gar nicht. Es gibt dann keine mikrogeographische Abgrenzung von Fördergebieten mehr, die bisher dem Ruhrgebiet und Aachener Raum Fördergelder bescherte, sondern dann können Projekte und Programme gefördert werden. Also auch im Rheinisch-Bergischen Kreis. Es ist wichtig, dass die Leute wissen: Bei der RBW gibt es jemanden, der genau da hilft und unterstützt, der weiß, wo die Reise hingeht.

Welchen Service können Firmen erwarten?
Suermann: Ich werde Fördermöglichkeiten erfassen, technologische Trends in den beiden Kompetenzfeldern beobachten, Unternehmensprofile erstellen, andere Kompetenz-Netzwerke analysieren und diese Ergebnisse den Unternehmen zugänglich machen. Dies kann durch Newsletter, Broschüren und Meetings geschehen. Ich werde Projekte initiieren und managen, Aus- und Weiterbildungsseminare anbieten oder vernetzen und beim Aufbau von Firmenkontakten ins Ausland helfen, um den Standort international zu positionieren. Außerdem werde ich bei Marketing und Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und koordinieren, denn es geht darum, dass man das Netzwerk und den Standort als Marke etablieren muss, ähnlich wie sich die Messtechnik als „Measurement Valley“ in Göttingen einen Namen gemacht hat.

Wie geht’s nach dem ersten Arbeitstag weiter?
Suermann: Wir sind in der Vorbereitung, in der Strategiefindung. Ich möchte mit den potentiellen Akteuren der beiden Kompetenzfelder ins Gespräch kommen, eventuell eine Unternehmensbefragung durchführen, um Ziele und Wünsche zu erfahren. Es ist nichts vorgeplant. Es wird den Unternehmen und anderen Partnern ein Angebot gemacht. Jeder kann sich einbringen. Über Ziele und Innovationsschwerpunkte verständigt man sich gemeinsam. Die Basis entscheidet. Die RBW und ich koordinieren und moderieren.“

Haben Firmen-Netzwerke einen Nutzen?
Wolff: Das Ganze wird nur von Erfolg gekrönt sein, wenn wir erfolgreiche Einzelprojekte durchführen und die Unternehmer sagen: Mensch, das lohnt sich, ich könnte etwas verpassen, wenn ich da nicht mitmache.

Suermann: Es ist eine langfristig angelegte Sache. Man braucht einen langen Atem.

Wie lange?
Suermann: Es könnten eher zehn als sechs Jahre werden. Aber Studien haben gezeigt, dass Unternehmen, die in Kompetenz-Netzwerken engagiert sind, eine um 10 bis 40 Prozent höhere Produktivität haben, und dass in Regionen, wo Kompetenz-Netzwerke aufgebaut wurden, in den Kompetenzfeldern deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden.

    

Volker Suermann - Kurzporträt
Der 35-Jährige Düsseldorfer wurde in Beverungen geboren. In Göttingen studierte er Geographie mit den Schwerpunkten Wirtschaftsgeographie, Standortplanung, Stadt- und Regionalentwicklung. Als Netzwerker outet ihn bereits seine Diplomarbeit mit dem Titel „Entwicklung und Perspektiven regionaler Unternehmensnetzwerke untersucht am Beispiel des Measurement Valley e.V. in Göttingen“.
            Im Anschluss ans Studium arbeitete der Diplom-Geograph von 1998 bis zum Wechsel zur RBW in Kassel als Projektleiter für kommunales Standortmarketing und Stadtmarketing. Er konzipierte, koordinierte und moderierte lokale und regionale Marketingstrategien. Außerdem entwickelte er ein stadtintegriertes Dorf-Marketing im Auftrag der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe und Rheinland.
            Als Volker Suermann mit seiner Lebensgefährtin nach Düsseldorf zog, entdeckte er das Stellengesuch der RBW. „Das korrespondiert sehr mit meinen bisherigen Erfahrungen. Die kann ich hier weiterentwickeln“, begründet er seine Bewerbung. Warum die RBW sich für ihn entschied? Oliver Wolff: „Er hat selbstständig gearbeitet und dies im kommunalen Dunstkreis. Er hatte Beziehungspunkte in punkto Fördermittel und er hat gute Ideen, solche Unternehmensnetzwerke zu fördern.“

Kontakt:
Volker Suermann
Projektleiter für den Aufbau von Kompetenzfeld-Netzwerken
Rheinsch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Overather Straße 8
51429 Bergisch Gladbach
Fon: (0 22 04) 9 76 30
Fax: (0 22 04) 97 63 99
E-Mail: suermann@rbw.de    
www.rbw.de   

    

Cluster
Der Begriff „Cluster“ sprießt allenthalben wie Löwenzahn im Frühling – und wird oft falsch benutzt. Volker Suermann stellt klar: „Ein Cluster ist die räumliche Konzentration von Unternehmen zu einem bestimmten Kompetenzfeld, wobei diese Unternehmen miteinander im Wettbewerb stehen, aber auch kooperieren“
            Sich selbst sieht er derzeit als Projektleiter des Netzwerk-Aufbaus im Rheinisch-Bergischen Kreis, allenfalls als „Netzwerk-Manager“. Die Bezeichnung „Cluster-Manager“ hört er nicht gern. Jedenfalls noch nicht: „Da wir ein regionales Kompetenz-Netzwerk wollen, könnte es ein Cluster werden.“ Oder zwei?

    

Kreation von Deko-Welten

„Kaufhold – Schauwerbung“ sorgt für Dekorationen aus einem Guss

Dass Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, ist für Karl Nikolaus Kaufhold gewissermaßen normal. Denn während in dem einem Regal Häschen, Osterwolle und Frühlingsblumen lagern, macht es sich ein paar Meter weiter ein Nikolaus bequem. Von den abgetakelten, aber immer noch taufrisch-grünen Weihnachtsbäumen einmal ganz abgesehen, die sich mit anderem, Jahreszeit unabhängigen Grünzeug in Kürten-Biesfeld ein Stelldichein geben – und auf ihren nächsten Einsatz warten. Bei „Kaufhold – Schauwerbung“ verschwimmen die Jahreszeiten und auch die Grenzen zwischen dem, was echt und was künstlich ist.

Echt ist auf jeden Fall der Chef: Karl Nikolaus Kaufhold, 41 Jahre alt, hat vor zehn Jahren die Firma gegründet und seither die Fäden in der Hand. Dekorationen aller Art sind sein Metier, wobei die attraktive Gestaltung großer Einkaufscenter zum Schwerpunkt geworden ist. Bundesweit. In München montierte der Kürtener riesige Leuchtengel an die Außenfassade der „Fünf Höfe“, für die Volme-Galerie in Hagen baute er eine überdimensionale „Häschenschule“ und fürs Vitus-Center Mönchengladbach die Sommerdekoration. Die Shopping Arkaden Bocholt bekamen einen funkelnden Riesen-Tannenbaum aus seiner Hand und die Fronhofer Galeria in Bad Godesberg eine schimmernde Leucht-Deko. Auch fürs Einkaufscenter in Köln-Weiden und das Märkische Zentrum in Berlin arbeitete der 41-Jährige bereits, der die Mischung aus Handwerk, Organisation und Kreativität bei seinem Beruf liebt.
            Ob aus Papier, Stoff, Farbe, Holz oder Metall: Karl Kaufhold kann aus fast allem etwas machen. Sein Alltag hat viele Facetten, und „dass man mit verschiedenen Materialien kreativ arbeiten kann“, fand er am Beruf des Schauwerbegestalters von Anfang an reizvoll. Die Ausbildung absolvierte er nach Mittlerer Reife und Fachabitur beim Kölner Kaufhof, wo er noch zwei weitere Jahre als Dekorateur blieb. Es folgte ein Jahr bei der damaligen Kürtener Ladenbaufirma Maier + Pistor, bevor er Innenarchitektur in Düsseldorf studierte. Neben dem Studium erhielt er über die Empfehlung eines ehemaligen Kollegen bereits so viele Dekorationsaufträge, dass er 1996 seine Schauwerbung-Firma gründete. „Ich habe dann irgendwann vor dem Diplom mit dem Studium aufgehört. Die Firma lief so gut, warum sollte ich die runterfahren?“ Statt für Prüfungen zu büffeln, verschönte er lieber gegen Bares Schaufenster, Einkaufsmeilen und Säle. „Ich bin in die Selbstständigkeit reingepurzelt.“    
            Garage und Keller wurden in Schildgen bald zu klein, so dass Karl Kaufhold eine 120-Quadratmeter-Halle in der Nähe anmietete. Später zog er in noch größere Räume nach Köln-Dellbrück, 2002 dann nach Kürten-Biesfeld, wo sich nun auf 260 Quadratmetern Möwen, Schaufensterpuppen, Kuscheltiere und ein Indianer tummeln. Auch ein Polizist und die Freiheitsstatue sind an diesem Ort anzutreffen, der für den Chef eine geschichtliche Dimension hat: Früher saß in dieser Halle Maier + Pistor, ein Geschoss tiefer war sein Büro als Dekorateur. „Hier war die Schreinerei“, erinnert er sich mit Blick auf sein Sammelsurium aus Weihnachtssternen, Holzkarren, Märchensessel und Ampel, in dem ein großer Arbeitstisch dominiert. An ihm und an der Werkbank kann er die Zeit vergessen. „Ich kann stundenlang werkeln. Das macht mir unheimlichen Spaß.“
            Besonders gern baut er Szenarien, kleine Geschichten. So etwas läge derzeit gerade zu Ostern im Trend. Deshalb wird das übermannsgroße hölzerne „Häschenschule“-Buch, das er fertigte und samt Leih-Schulbänken des Schulmuseums Katterbach und Frühlingswiese in Hagen aufbaute, gewiss dieses Jahr wieder Passanten erfreuen. Besonders gern nutzt Karl Kaufhold auch altgedientes Material. „Als Dekorateur gehört man zur Gattung der Sammler und Jäger.“ Schmunzelnd erinnert er sich an die alten Schlagläden, die er vor Jahren in einem kleinen Autochen vom Sperrmüll holte. Auch das malerische Rundbogenfenster wäre auf dem Müll und niemals in seiner Weihnachtslandschaft gelandet, wenn er es in Schildgen nicht beim Ausbau gerettet hätte. Die vier weihnachtlichen Szenarien mit den großen beweglichen Figuren bewahrte der Biesfelder ebenfalls vor dem Aus: Er baute sie verpackungsfreundlicher um und gab ihnen so eine praktikable Transport-Zukunft.
            Glück für den Schauwerbegestalter, dass seine Ehefrau Linda ins Geschäft mit einstieg und es fachlich ergänzt. Denn die gelernte kaufmännische Angestellte schloss 2004 eine Ausbildung als Veranstaltungskauffrau ab und kann sich seither zu neudeutsch auch Event Managerin nennen. 2005 machte sie – unterstützt von der Existenzgründerberatung der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft – unter dem Namen „Kaufhold Konzepte“ ihre eigene Firma auf. Entsprechend soll bei „Kaufhold – Schauwerbung“ neben der Dekoration von Einkaufscentern auch die Dekoration und Durchführung von Veranstaltungen zum Schwerpunkt ausgebaut werden. Ohnehin sind in der Praxis die Tätigkeitsfelder der Eheleute eng verzahnt. „Ich gehe mit dekorieren, ich mache viel Buchführung und wir spinnen die Konzepte gemeinsam aus“, erzählt Linda Kaufhold. Realisiert werden die Aufträge oft gemeinsam mit anderen Dekorateuren, die als Subunternehmer für die Firma arbeiten.
            Aber es muss kein Einkaufscenter sein: Die Biesfelder erledigen auch kleinere Aufträge. Sie dekorieren das Schaufenster nebenan, verzaubern Turnhallen für Familien-Partys mit Stoff und Licht oder vermieten ihre riesigen Lego-Figuren genauso gern für private Zwecke wie Zapfsäule oder Indianer. Und wer Weihnachten und Ostern an einem Tag feiern möchte – zumindest dekomäßig ist das mit der Hilfe von Kaufholds kein Problem.
Ute Glaser

Kontakt:
Kaufhold – Schauwerbung
Karl Nikolaus Kaufhold
Büro: Hülsensteeg 25, 51515 Kürten
Lager: Wipperfürther Straße 219, 51515 Kürten
Fon: (0 22 68) 80 04 50
Fax: (0 22 68) 80 04 51
Mobil: 0172/ 6 02 72 56
E-Mail: karl@kaufhold-schauwerbung.de   
www.kaufhold-schauwerbung.de   

    

Sandwich, Wrap & Co.

Gesunde Snacks: Kürtener Produzent setzt auf Frische – ohne Zusatzstoffe

Sandwich Club: Das klingt nach einer eingeschworenen Gemeinschaft von Sandwich-Liebhabern. Und genau die möchte die Firma, die sich den Namen „Sandwich Club GmbH“ gegeben hat, gewinnen. Dafür haben sich die beiden Chefs, die in Kürten-Bechen ihr Büro haben und in Kürten-Herrscherthal produzieren, Qualität und Frische als Leitlinie verordnet. Die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW) half bei der Realisierung. Gesunde Produkte sind das Ziel des jungen Unternehmens. Haltbarkeits-Begasungen, Konservierungsmittel im Vollkornbrot der Sandwiches und andere Zusatzstoffe sind tabu. Das schätzen immer mehr Kunden: von Supermärkten und Möbelhäusern über Messen und Tankstellen bis hin zu Bahnhöfen und Flughäfen.

Die Haare verschwinden unter der Haube, der Körper unterm Kittel, die Füße in Gummistiefeln. Alles blütenweiß. Jeder Schmuck wird abgelegt, bevor es erlaubt ist, die Hygieneschleuse zu passieren und sich an einem der beiden Fließbänder an die Arbeit zu machen. Hier vollzieht sich die Verwandlung nackter Toastscheiben, Brötchen und Fladen in leckere Snacks. Während ein Team in wohl abgestimmter Handarbeit ein Baguette mit Lollo Rosso-Salat, Roastbeef und hausgemachter Olivenpaste belegt, zaubern die Kollegen gegenüber aus einem schlichten Teigfladen ein „Sweet Chili Chicken Wrap“ mit viel gemischtem Salat und einer hauseigenen Hühnerfleisch-Gewürz-Mischung.
            „Wir machen nur Auftragsfertigung“, erläutert Nancy Lohaus, Personalleiterin und Assistentin der Geschäftsführung. „So können wir mit besseren Zutaten arbeiten und haben andere Füllungen.“ Shrimps, Hähnchen, Thunfisch, Käse und frische Salate geben sich ein Stelldichein mit Würzmischungen nach eigenen Rezepturen. Das Ergebnis muss binnen drei Tagen aufgegessen sein. Sandwich Club hält nichts von längerer Haltbarkeit, die durch Tricks aus der Chemiekiste gewonnen wird und Konkurrenzprodukten eine Verzehrspanne von durchaus zwölf Tagen beschert. Und immer mehr Kunden denken genauso.
   
         Die Wraps gehen dieses mal an ein Möbelhaus, die Ciabatta-Baguettes an einen Flughafen. Am Ende des Fließbandes kontrolliert die Waage, ob das Innere hält, was das Äußere verspricht. 292 Gramm Idealgewicht hat ein „Sweet Chili Chicken Wrap“, die Toleranz ist gering. Betriebsleiter Engelbert Pick achtet auf penible Einhaltung der Vorschriften. Dazu gehört neben Hygiene und Produktionsablauf auch die Temperatur: Die Mitarbeiter müssen auch im Sommer dicke Pullis tragen, denn wärmer als 10 Grad wird’s im Produktionsraum nicht. Im Kühlhaus herrschen 3 Grad, im Spezialkühlhaus für Brot und Lachs sogar minus 24 Grad.
            Die zwei Köpfe des Unternehmens, Matt Jones (35) und Nigel Taylor (34), sind mit Sandwiches groß geworden. Denn was den Deutschen ihr Brötchen, ist den Engländern ihr Sandwich. Sie haben das Produkt in Kürten perfektioniert. 45 Mitarbeiter in Produktion, Büro und Fahrdienst sorgen dafür, dass jede Woche rund 25 000 Sandwiches, Wraps, Bagels und Quiches den Weg in deutsche Kühltheken finden. Tendenz steigend. „Unser Markt wächst in Deutschland“, freut sich Matt Jones. Das 2003 gegründete Unternehmen ist auf Expansionskurs, denkt über ein drittes Fließband nach. Weitere Arbeitsplätze sind in Aussicht.
   
         Trotzdem hätte es den Sandwich Club wohl nie gegeben, wenn das britische Kaufhaus „Marks & Spencer“ noch in Köln existierte. Matt Jones war dort von 1999 bis 2001 Geschäftsführer und blieb aus Liebe zu seiner deutschen Frau hier, als sich der Konzern aus Köln zurückzog. Er, der Geographie studiert und bei M&S eine betriebswirtschaftliche Management-Ausbildung angeschlossen hatte, witterte durch seine reiche Erfahrung im Food-Bereich eine Marktlücke: Sandwiches. „Der britische Markt für Sandwiches ist riesig“, erzählt der 35-Jährige. „Die Leute in England arbeiten viel mehr als hier, sie essen mittags keine warme Mahlzeit.“ Dieser Trend mache sich nun auch in Deutschland breit. Mittagspausen würden kürzer, kalte Snacks beliebter. Doch das Angebot sei im Vergleich zu England bescheiden. „Es ist ein so großer Unterschied: Qualität, Haltbarkeit und Frische.“ Solch leckere Sandwiches wie in England gebe es in deutschen Landen einfach nicht.
   
         Jetzt muss man sagen: gab. Denn Sandwich Club schließt diese Lücke. Was ein gutes Sandwich ausmacht? Matt Jones (Lieblingssandwich: Mozarella und Rucola) bringt es auf eine einfache Formel: „Es muss frisch sein und es muss schmecken.“ Dafür sei das richtige Brot sehr wichtig: „Es muss die Füllung halten und darf keinen zu starken Eigengeschmack haben.“ Der Sandwich Club verwendet für die klassischen Sandwich-Dreiecke stets Vollkorntoast. Ansonsten kommt der Belag auf Körner-Ciabatta, Käsebrötchen, Röggelchen, Wrap-Fladen oder Bagel.
            Allein wollte Matt Jones seine Firmenidee nicht umsetzen. Er suchte einen Partner und gewann Nigel Taylor, den er aus britischen Marks & Spencer-Zeiten kannte und der sich inzwischen beim Konzern Masterfoods auch mit Sandwiches beschäftigte. Nigel Taylor, ebenso kreativ und forsch wie Matt Jones, zog nach Köln, wo 2003 die Sandwich Club GmbH gegründet wurde und die Produktion im Niehler Hafen am Hansekai mit 500 Sandwiches pro Woche startete. „Wir hatten eine Cateringfirma gesucht, die für uns produzieren konnte“, erzählt Matt Jones. Doch auf Dauer ging das nicht gut, da die Kapazitäten sprunghaft wuchsen. Ein Umzug wurde notwendig und es kamen neue Herausforderungen auf das Management hinsichtlich Kapitalbedarf, Organisation und Mitarbeiter zu. „Wir haben jetzt unsere eigene Produktionsstätte“, freuen sich die Geschäftsführer. Und zwar in den früheren Räumen des Weidener Fleischgroßhandels, der zu ihren Lieferanten gehört. Dort schlägt seit 2005 das Herz des Sandwich Clubs, während der Kopf in einem Bechener Bürohaus arbeitet. Die Firma wurde komplett auf neue Füße gestellt, wobei die RBW in Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung der Gemeinde Kürten wertvolle Hilfe leistete. Vor allem RBW-Berater Bernd Peter Mayer sorgte dafür, dass die „entstandenen Wachstumsschmerzen“ zu positiven Lösungen führten.
           
Als am 16. Mai 2005 das Fließband in Kürten anlief, produzierten zehn Mitarbeiter 5000 Snacks pro Woche. Inzwischen stehen 25 Mitarbeiter aus zehn Nationen in der Produktionshalle, um wöchentlich 25 000 Snacks herzustellen, wovon manche für Großkunden unter anderen Labels laufen. Auch die Vielfalt wuchs. Umfasste die Angebotspalette vor einem Jahr 20 verschiedene Produkte, so seien es heute rund 50, freut sich Nancy Lohaus (Lieblingssandwich: Asia Chili Chicken). Immer wieder probieren die Chefs neue Rezepturen und Zusammenstellungen aus. Nigel Taylor braucht dafür keine Zutaten. „Ich habe fast alles im Kopf.“ Fürs Testessen mit Personal und Freunden gibt’s natürlich reale Prototypen. Einen Snack-Favoriten hat Nigel Taylor nicht: „Diese Sandwiches sind wie meine Kinder. Ich kann kein Lieblingssandwich sagen.“
Ute Glaser

Kontakt:
Sandwich Club GmbH
Kölner Straße 420
51515 Kürten-Bechen
Fon: (0 22 07) 70 40 00
Fax: (0 22 07) 70 40 01  
info@sandwichclub.de
   
  
Produktion:
Kölner Straße 225
51515 Kürten-Herrscherthal

 

Der Erfinder
„Als im 18. Jahrhundert ein gewisser Earl of Sandwich beim Glücksspiel plötzlich Appetit verspürte und ihn einerseits nach ein Mahlzeit verlangte, für die er aber andererseits seine spannende Würfelei nicht unterbrechen wollte, da kam ihm eine der genialsten Ideen im Food-Bereich: das Sandwich.“
(aus der Werbebroschüre der Sandwich Club GmbH

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